Ausgekugelte Schulter – OP oder konservative Therapie?

13. Zeulenrodaer Kongress für Orthopädie und Sportorthopädie (ZKOS)

Ausgekugelte Schulter - OP oder konservative Therapie?

Eine ungünstige Bewegung mit extremer Krafteinwirkung, ein Sturz oder gegnerischer Kontakt im Sport und schon ist es passiert: die Schulter ist ausgekugelt. Bei einer Luxation springt ruckartig ein Knochen aus dem Gelenk. Im Schultergelenk kommt es dann zu starken Schmerzen und Bluterguss-Bildung. Die Schulter lässt sich nicht mehr bewegen. In der Regel trifft dieses Phänomen junge, aktive Patienten, die schnell zurück in ihren Beruf und auch in ihren Sport wollen. Ob eine Therapie der luxierten Schulter operativ oder konservativ besser ist und von welchen Faktoren dies abhängt – darüber referiert Prof. Dr. Sebastian Siebenlist, Sektionsleiter und Chefarzt der Sportorthopädie, TU München, auf dem 13. Zeulenrodaer Kongress für Orthopädie und Sportorthopädie (ZKOS).

Am häufigsten betroffen von einer ausgekugelten Schulter sind Patienten zwischen 20 und 35 Jahren, zum Teil auch jünger, häufig Männer. Die Verletzungen entstehen bei ihnen meist in den Wurfsportarten, wie beispielsweise Handball, Basketball, Volleyball oder in den Vollkontakt-Sportarten, wie Football, Rugby, Judo oder Eishockey.

Eine zweite Gruppe, die häufig betroffen ist, sind die über 70Jährigen. Hier wird meist durch häusliche Stürze ein Riss der – in die Jahre gekommenen – Rotatorenmanschette (Gruppe von Muskel- und Sehnensträngen unter dem Schulterdach) ausgelöst.
„Bei den jungen Patienten ist die Erst-Luxation meist weichteilig, das heißt Gelenklippe und Kapsel reißen ab. Der Oberarmkopf hat somit keinen Halt mehr auf der Schultergelenkpfanne und rutscht dann wie ein Ball nach vorne oder hinten“, erklärt Prof. Siebenlist.

Das Wort Erst-Luxation lässt nicht Gutes ahnen. Und tatsächlich: Studien zufolge haben unter 30Jährige eine Rezidivrate (wiederholte Auskugelung) von bis zu 50 Prozent, bis zu einem Alter von 18 Jahren liegt sie sogar bei bis zu 75 Prozent. Siebenlist: „Das Widerauftreten der Luxation hat eine hohe Wahrscheinlichkeit, besonders bei den „high-impact“ (Kontakt)-Sportarten. Je nach Alter, Anspruch an das Gelenk und Morphologie der Verletzung richtet sich dann die Indikation zur OP. Bei den jungen, aktiven Menschen bringt eine OP sehr gute mittelfristige bis langfristige Ergebnisse.“

Bei stärkeren Verletzungen, wenn etwa durch einen gegnerischen Anprall an der Gelenkpfanne auch ein Stück Knochen mit absplittert, sind zur Diagnose CT und MRT unerlässlich. Wird der Defekt nicht operiert, reibt sich mit der Zeit der Knochen ab, die Auflageflächen werden immer kleiner, zunehmend fehlt dann die knöcherne Führung, so Siebenlist.

Eine konservative Therapie kommt heutzutage nur noch bei geringen, weichteiligen Defekten infrage und – wenn der Patient fast ausschließlich am Schreibtisch sitzt und auch sonst im Alltag oder Sport einen sehr niedrigen funktionellen Anspruch an sein Schultergelenk hat.

Primär wird nach Luxation das Gelenk unter einer Schmerzsedierung erst einmal eingerenkt. Eine Operation erfolgt dann fast ausschließlich arthroskopisch, also minimalinvasiv über kleinste Schnitte.

Die Ausfallzeit hinterher beträgt in der Regel mind. drei Monate im Minimum, egal, ob Freizeit- oder Profisportler. Das Gelenk braucht Zeit zur Regeneration.

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Die trinationale (Deutschland, Österreich, Schweiz) Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) ist der größte europäische Zusammenschluss von Sportorthopäden und Sporttraumatologen. Sie ist erster Ansprechpartner in der Versorgung von Sportverletzungen und Garant für Qualität in der sporttraumatologischen Versorgung. Ihr Ziel ist es, das Verständnis von sportlicher Belastung und Verletzungen zu verbessern, um die muskuloskelettale Funktion und Lebensqualität zu erhalten. Dafür fördert die GOTS die Aus-und Weiterbildung, die Forschung sowie den internationalen Austausch unter sportorthopädisch und sporttraumatologisch tätigen Medizinern und Berufsgruppen angrenzender Fachgebiete.

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Konservative Behandlung von Schulterbeschwerden – what´s the Evidence?

Kongress „BVASK digital 2022“

Konservative Behandlung von Schulterbeschwerden - what´s the Evidence?

Schulterbeschwerden sind in der Gelenkmedizin sehr häufig. Die Schulter als großes Gelenk besteht aus vier Hauptmuskelgruppen und deren Sehnen – zusammen bilden sie die Rotatorenmanschette. Oft kommt es zu Schmerzen, weil die Rotatorenmanschetten-Muskeln mit dem Alter verschleißen. Mit 60 Jahren haben bereits 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung kleine Risse in den Sehnen. Doch in vielen Fällen muss nicht operiert werden. Welche konservativen Behandlungsmöglichkeiten es gibt und welche nachweislich wirksam sind – darüber referiert Prof. Dr. Knut Beitzel, Chefarzt für Schulterchirurgie, Arthroskopie und Sportorthopädie der ATOS Orthoparc Klinik Köln auf dem Kongress „BVASK digital 2022“ am 28. und 29. Januar.

Die Schulter ist ein sich sehr kompliziert bewegendes Gelenk. Deshalb ist sie von vielen feinen Nervenfasern durchzogen. Der Verschleiß bewirkt, dass die Muskulatur ihre Bewegungen nicht mehr genau ausführen kann. Die Patienten kommen dann mit akuten Problemen wie Überlastungen, Reiz und Schmerzen, sehr häufig auch Nachtschmerzen, zum Arzt.

„Zuerst muss analysiert werden, welche Risse es gibt und ob man ohne Operation auskommt“, so Beitzel. Steht das fest „ist das Ziel, die Muskulatur so aufzubauen, dass der Oberarmkopf wieder genau in der Gelenkpfanne geführt wird.“

Doch um das zu schaffen, muss erst einmal der Schmerz durchbrochen werden. Typische Bewegungen, die Auslöser des Schmerzes sind, müssen für 2-3 Wochen zur Ruhe gebracht werden. Injektionen unters Schulterdach, zum Beispiel mit Cortison helfen kurzfristig, sollten aber vorsichtig (1 bis max. 3x) angewendet werden, da sonst das Sehnengewebe geschädigt werden kann. Auch antientzündliche Medikamente wie NSAR (zum Beispiel Ibuprofen 3-5 Tage im Block eingenommen) helfen gegen den Schmerz. Und das ist wichtig, denn Muskeln, die schmerzen, funktionieren nicht richtig. Immer häufiger werden auch Bluteigenprodukte (PRPs) eingesetzt. Doch noch gibt es dazu keine ausreichende Datenlage.

Langfristig die Schulterfunktion wieder herstellen kann nur eine gute Physio- und Trainingstherapie. Damit werden rund 90 Prozent der Patienten wieder schmerzfrei und 70 bis 75 Prozent haben keine Störungen im Alltag mehr.

Dabei gibt es laut Beitzel vier Schwerpunkte: das Gelenk muss wieder gut beweglich werden (verkürzten Kapseln mit Dehnungsübungen begegnen), das Schulterblatt muss optimal in Kräftigung und Beweglichkeit trainiert werden, die Rotatorenmanschetten (vor allem die hinteren) müssen wieder richtige Kraft entwickeln und zusätzlich muss die Rumpfstabilität (Muskeln in Bauch und Beinen) hergestellt sein. Dabei ist nach anfänglicher professioneller Betreuung sehr viel Eigentraining wichtig.

Und: jeder Patient sollte danach seine Belastung der Schulter nur langsam aufbauen und nicht gleich an dem Niveau anknüpfen, wo er aufhören musste.

Weitere spannende Themen auf dem Kongress „BVASK digital 2022“ (https://www.winglet-community.com/content/bvask-digital-2022-0)

Der Berufsverband für Arthroskopie e.V. vertritt die fachlichen und politischen Interessen arthroskopisch tätiger Ärzte (Orthopäden und Chirurgen) in Deutschland. Ziel ist es, alle Patienten nach dem modernsten Stand der Medizin versorgen zu können.

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Orthopädische Klinik in Düsseldorf führt Virtual Reality für Schulter-Operationen ein

Technische Revolution im OP

Orthopädische Klinik in Düsseldorf führt Virtual Reality für Schulter-Operationen ein

In der Orthopädischen Praxisklinik Neuss Düsseldorf (OPND) hat die Zukunft der Schulteroperationen unter Nutzung der Virtual Reality begonnen. Was bisher aus der 3dimensionalen Animation von Computerspielen bekannt ist, führt nun auch im OP zu einer technischen Revolution. Schulterspezialist Prof. Dr. Dominik Seybold hat dieses Verfahren mitentwickelt und jetzt erstmalig in Düsseldorf erfolgreich angewendet.

Schulteroperationen sind ein Schwerpunkt der OPND. Über eintausend Mal im Jahr führen die Spezialisten Operationen an der Schulter an den zwei Standorten in Neuss und Düsseldorf durch. Der Einsatz einer Schulterprothese ist eine besonders komplizierte Operation und erfordert viel Erfahrung. Ob die Prothese nachher gut funktioniert, hängt vor allem von dem perfekten Sitz der Prothesenbestandteile (Pfanne und Schaft) im Schultergelenk ab. Um die Platzierung der Prothese optimal zu planen und auszuführen, greift der Chirurg auf modernste Computertechnik zurück.

Zuerst wird eine Computertomographie der Schulter angefertigt. Per speziellen Software wird dann die optimale Positionierung der Prothesenkomponenten an die individuelle Anatomie des Patienten vorgenommen. Der Operateur kann also jeden Schritt der Operation vorweg planen und durchspielen.

In der eigentlichen Operation wird das Bild dieser dreidimensionalen, virtuellen Planung über eine spezielle Brille und weitere Monitore dem Operateur zur Verfügung gestellt. Im nächsten Schritt müssen die virtuelle Planung und der Patient zusammengebracht werden. Hierzu werden mit einem speziellen Taster nach Eröffnung der Schulter die Knochenoberflächen abgefahren und eingelesen. Die Knochengeometrie des Patienten ist nun also mit der Geometrie aus der Computertomographie gekoppelt. In einem letzten Schritt werden auch die Instrumente, die der Operateur führt, mit einem Fühler versehen und somit für den Computer erkennbar. In der VR-Brille, die Prof. Seybold trägt, werden alle diese Informationen zu einem 3-dimensionalen Gesamtbild in Echtzeit zusammengeführt.
Der Chirurg kann so bis auf den Millimeter genau erkennen, dass die kritischen OP-Schritte der Knochenfräsung und Prothesenplatzierung exakt mit der virtuellen Planung übereinstimmen.

OPND – Arzt Prof. Seybold sieht in diesem modernen Verfahren eine ideale Symbiose aus der Erfahrung des Chirurgen und der Präzision der Computerdaten. „Auch wenn die Kosten für diese Technik aktuell noch sehr hoch sind: ich bin mir sicher, dass diesen Techniken die Zukunft in der Schulterchirurgie gehört“, so Prof. Seybold. Die nächsten Operationen mit Virtual Reality in der OPND an der Plange Mühle sind schon geplant.

Zur OPND (https://opnd.de/news/allgemein/)

Die OPND in Neuss und Düsseldorf ist ein Kompetenzzentrum für Gelenkchirurgie an zwei Standorten. Unser Schwerpunkt liegt auf orthopädischen und unfallchirurgischen Operationen. Die Spezialisten der OPND führen Operationen an Schulter, Ellenbogen, Hüfte, Knie, Sprunggelenk und Fuß durch.

Kontakt
Medizinisches Versorgungszentrum OPND
Ralf Müller-Rath
Breite Strasse 96
41460 Neuss
02131-27 45 31
info@opnd-neuss.de
https://opnd.de/