KI weltweit auf dem Durchmarsch, Deutschland gehört zu den Nachzüglern

Herausforderungen, ROI, Kosten & Co: Wie wird KI in Unternehmen wirklich eingesetzt?
Fivetran und Vanson Bourne präsentieren umfangreiche Studie

KI weltweit auf dem Durchmarsch, Deutschland gehört zu den Nachzüglern

München, 21. März 2024 – Fivetran (http://www.fivetran.com/), der weltweit führende Anbieter für Data Movement, präsentiert die Ergebnisse einer Umfrage, die zeigt: 81 % der befragten Unternehmen vertrauen ihren KI/ML-Ergebnissen, obwohl sie zugeben, fundamentale Daten-Ineffizienzen zu haben. Sie verlieren im Durchschnitt 6 % ihres weltweiten Jahresumsatzes, bzw. 406 Millionen US-Dollar bei einem durchschnittlichen Jahresumsatz von 5,6 Milliarden US-Dollar der befragten Unternehmen. Die Ursache sind unzureichende KI-Modelle, die mit ungenauen oder minderwertigen Daten erstellt werden und dadurch zu falschen Geschäftsentscheidungen führen.

Schlusslicht Deutschland
Deutsche Unternehmen stehen noch eher am Anfang der KI-Nutzung (60 %), während das in den USA nur noch 39 %, in Frankreich sogar nur 36 % sind. Dementsprechend sehen sich Unternehmen dort als fortgeschritten: 31 % (USA) bzw. 28 % (Frankreich) nutzen KI, die keine oder kaum menschliche Eingriffe erfordert, wo immer das möglich ist. In Deutschland sind das gerade einmal 14 %.

Insgesamt setzen fast neun von zehn Unternehmen (89 %) KI-/ML-Methoden für die Erstellung von Modellen ein, die automatisch Vorhersagen und Entscheidungen treffen können. 80 % der Unternehmen in den USA und 75 % in Frankreich tun das schon mindestens sechs Monate, in Deutschland sagen das lediglich 44 % von sich.

Auch das Vertrauen in die Ergebnisse einer KI sind in Deutschland gering: Während 30 % der deutschen Unternehmen den Ergebnissen von Generativer KI voll und ganz vertrauen, sagen das 47 % der US-amerikanischen und 48 % der französischen Unternehmen.

Die unabhängigen Marktforschungsspezialisten Vanson Bourne befragten in einer Online-Umfrage 550 Teilnehmer aus Unternehmen mit 500 oder mehr Mitarbeitenden in den USA, Großbritannien, Irland, Frankreich und Deutschland. 100 Teilnehmer kamen aus Deutschland. Die Umfrage ergab, dass fast neun von zehn Unternehmen KI-/ML-Methoden einsetzen, um Modelle für die autonome Entscheidungsfindung zu erstellen. 97 % werden in den nächsten ein bis zwei Jahren in generative KI investieren. Gleichzeitig haben die Unternehmen Probleme mit Datenungenauigkeiten und -Halluzinationen sowie Bedenken hinsichtlich Data Governance und Datensicherheit. US-Unternehmen, die Large Language Models (LLMs) nutzen, berichten in 50 % der Fälle von Datenungenauigkeiten und -Halluzinationen.

„Die schnelle Verbreitung von generativer KI spiegelt einen weit verbreiteten Optimismus und eine Zuversicht in den Unternehmen wider. Aber unter der Oberfläche gibt es immer noch grundlegende Datenprobleme, die Unternehmen daran hindern, ihr volles Potenzial auszuschöpfen“, erklärt Taylor Brown, Mitbegründer und COO von Fivetran. „Unternehmen müssen ihre Datenintegrations- und -Governance-Grundlagen stärken, um zuverlässigere KI-Ergebnisse zu erzielen und finanzielle Risiken zu minimieren.“

Unterschiedliche „KI-Realitäten“ in verschiedenen Berufsrollen
Etwa jedes vierte Unternehmen (24 %) gab an, ein fortgeschrittenes Stadium der KI-Nutzung erreicht zu haben, in dem es die Vorteile der KI voll ausschöpft und nur noch wenig oder gar nicht mehr auf menschliche Eingriffe angewiesen ist. Allerdings gibt es erhebliche Meinungsverschiedenheiten zwischen den Befragten: Technische Führungskräfte, die KI-Modelle entwickeln und betreiben, sind von der KI-Reife ihrer Unternehmen weniger überzeugt. Von ihnen bezeichnen nur 22 % sie als „fortgeschritten“, verglichen mit 30 % der nicht-technischen Mitarbeitenden. Anders bei generativer KI: Ihr vertrauen 63 % der nicht-technischen Mitarbeitenden vollständig, bei den technischen Führungskräften sind es 42 %.

Eine weitere Uneinigkeit besteht zwischen den Datenexperten auf unterschiedlichen Führungsebenen eines Unternehmens: Während die in Junior-Positionen veraltete IT-Infrastrukturen als größtes Hindernis für die Entwicklung von KI-Modellen sehen (49 %), sehen leitende Kollegen das Hauptproblem darin, dass sich Mitarbeitende mit den richtigen Fähigkeiten auf andere Projekte konzentrieren (51 %). Tatsächlich sind diese gezwungen, ihre Ressourcen für manuelle Datenprozesse wie die Bereinigung von Daten und die Reparatur defekter Datenpipelines zu nutzen. Unternehmen geben zu, dass ihre Data Scientists den Großteil (67 %) ihrer Zeit mit der Aufbereitung von Daten verbringen, anstatt KI-Modelle zu erstellen.

Schlechte Datenpraktiken sind immer noch weit verbreitet
Die Ursache für das vergeudete Potenzial von Datenspezialisten und die unzureichende Performance von KI-Programmen ist dieselbe: unzugängliche, unzuverlässige und falsche Daten. Wie groß das Problem ist, zeigt die Tatsache, dass die meisten Unternehmen Schwierigkeiten haben, auf alle Daten zuzugreifen, die für die Ausführung von KI-Programmen benötigt werden (69 %) und diese in ein brauchbares Format zu bringen (68 %).

Neue Ansätze bei generativer KI haben weitere Komplikationen mit sich gebracht: 42 % der Befragten hatten schon mit Datenhalluzinationen zu tun. Diese können zu schlechten Entscheidungen führen, da die Informationsbasis mangelhaft ist. Sie verringern das Vertrauen in LLMs oder die Bereitschaft der Mitarbeitenden, das Tool zu nutzen. Zudem rauben sie viel Zeit für das Auffinden und Korrigieren der Daten. Angesichts der Tatsache, dass 60 % der leitenden Angestellten generative KI nutzen und für strategische Entscheidungen verantwortlich sind, werden Probleme mit der Qualität und Vertrauenswürdigkeit der Daten noch verstärkt.

Data Governance als Schlüsselbereich für den Einsatz von KI
Die Befürchtungen hinsichtlich des Einsatzes generativer KI bleiben ebenfalls bestehen, wobei „die Aufrechterhaltung der Data Governance“ und „finanzielle Risiken aufgrund der Sensibilität der Daten“ die größten Bedenken der Unternehmen sind (37 %). Solide Data-Governance-Grundlagen sind besonders wichtig für Unternehmen, die entweder eigene generative-KI-Modelle entwickeln oder eine Kombination aus bestehenden externen sowie intern entwickelten Modellen verwenden wollen. Da jedoch die Mehrheit (67 %) der Befragten den Einsatz neuer Technologien plant, um grundlegende Datenbewegungen, Governance- und Sicherheitsfunktionen zu stärken, gibt es Grund zum Optimismus.

Der vollständige Bericht steht unter Fivetran + Vanson Bourne report: AI in 2024 (https://go.fivetran.com/reports/fivetran-vanson-bourne-report-ai-in-2024) zum Download.
Mehr Informationen, wie sich Daten für generative KI fit machen lassen, enthält das Fivetran e-Book (https://go.fivetran.com/ebooks/a-primer-for-data-readiness-for-generative-ai).
Weitere Erkenntnisse aus der KI-Umfrage von Fivetran finden Sie im Fivetran-Blog (http://www.fivetran.com/blog/new-ai-survey-poor-data-quality-leads-to-406-million-in-losses).

Über Fivetran
Fivetran, der weltweit führende Anbieter für Data Movement, unterstützt Kunden bei der Nutzung ihrer Daten für KI-Anwendungen, ML-Modelle, Predictive Analytics und operative Workloads. Die Fivetran-Plattform zentralisiert zuverlässig und sicher Daten aus Hunderten von SaaS-Anwendungen und Datenbanken in jede beliebige Destination – on-premise, in der Cloud oder in einer hybriden Umgebung. Tausende von globalen Marken, darunter Autodesk, Conde Nast, JetBlue und Morgan Stanley, vertrauen Fivetran, um ihre wertvollsten Datenbestände zu bewegen, Analysen zu verbessern, die betriebliche Effizienz zu steigern und Innovationen voranzutreiben.
Der deutschsprachige Markt wird aus dem Büro in München betreut. Zu den Kunden in Deutschland zählen DOUGLAS, Hermes, Lufthansa, Merck, Siemens und VW Financial Services. Weitere Informationen unter fivetran.com/de

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Wozu dient Agile Analytics?

Interview mit dem Analytics-Experten Dirk Böckmann

Wozu dient Agile Analytics?

Agile Analytics, Buch-Cover (Bildquelle: @Dirk Böckmann)

Frage: Wir befinden uns mitten in einem digitalen Wandel, der seit einigen Jahren von zahlreichen disruptiven Umbrüchen begleitet wird. Wie können Unternehmen dem begegnen?
Böckmann: In Anbetracht des schnellen technologischen Wandels und der exponentiellen Entwicklung der Datenmengen braucht es flexible, kontinuierlich verbesserte Analytics-Systeme, außerdem agile Arbeitsweisen, die für flexible Prozesse sorgen.

Frage: Was genau ist der Unterschied zwischen Business Intelligence und Business Analytics?
Böckmann: Das Herzstück von Business Intelligence ist Descriptive Analytics. Diese gibt eine Antwort auf die Frage: „Was ist passiert und aus welchen Gründen?“ Das ist der Status-quo in den meisten Unternehmen. Damit lassen sich lediglich Standardberichte, Statistiken und Reports erstellen, die vergangenheitsorientierte Daten auswerten.
Business Analytics leistet mehr, und zwar durch den Einsatz von Algorithmen, die automatisiert die Analyse umfassenderer zeitnaher Daten erlauben. Predictive Analytics legt den Fokus auf die Zukunft und fragt: „Was wird voraussichtlich passieren?“ Das hilft, flexiblere und schnellere Entscheidungen zu treffen. Prescriptive Analytics macht jederzeit korrigierbare Vorschläge für das beste Handeln und die beste Lösung in einer gegebenen Situation.
Business Intelligence ist nur ein Blick in den Rückspiegel und entspricht dem Stand der frühen 2000er-Jahre. Business Analytics hingegen ist der Blick nach vorne durch die Frontscheibe, verbunden mit dem Navi, das die beste Route zum Ziel ausrechnet und nötigenfalls unterwegs immer wieder anpasst.

Frage: In Ihrem Buch schreiben Sie, dass es auf die IT- bzw. Analytics-Architektur ankommt, wenn man Business Analytics im Unternehmen implementieren will. Welche Architektur eignet sich dafür?
Böckmann: In der Tat haben viele Unternehmen noch nicht verstanden, dass sich nicht jede Analytics-Architektur für Business Analytics eignet. Die „klassische“, statische BI-Architektur ist auf Effizienz und Zuverlässigkeit ausgerichtet, wird aber dynamischen Anforderungen nicht gerecht. Sobald neue Datenquellen hinzukommen, sich die Geschäftsziele oder Entscheidungskriterien verändern, geraten die statischen Architekturen an ihre Grenzen.
Das weit verbreitete Data Warehouse allein eignet sich nicht, um große Datenmengen – auch externe und semi- oder unstrukturierte Daten – mit Hilfe von Business Analytics auszuwerten. Unternehmen, die es dennoch versuchen, etablieren oft, ohne es zu wollen, eine „Schatten-IT“. Oder es entwickelt sich im Laufe der Zeit ein „Flickenteppich“ aus verschiedenen Daten-Insel-Lösungen, die einen hohen manuellen Betriebsaufwand erfordern.
Eine erste Stufe zur Flexibilierung wäre die Einführung einer bimodalen IT. Dabei kombiniert man den stabilen, auf Effizienz und Zuverlässigkeit ausgerichteten Betrieb existierender Systeme (Modus 1) mit agilen, innovationsgetriebenen Ansätzen zur Bewältigung neuer Herausforderungen und Chancen (Modus 2). Architektonisch wird in Ergänzung zum Data Warehouse oft ein ein Data Lake oder ein Data Lakehouse eingeführt. Eine geeignete Analytics-Architektur sollte den Entscheidungen im Kerngeschäft dienen und zur Geschäftsstrategie passen.

Frage: Welche Rolle spielt dabei die Agilität?
Böckmann: Agilität ist die Fähigkeit einer Organisation, sich selbst zu erneuern, sich wechselnden Rahmenbedingungen anzupassen, sich schnell zu verändern und in einem rapide wandelnden Umfeld erfolgreich zu agieren. Konkret meint dies zweierlei: zum einen flexible, modular aufgebaute Architekturen und Analytics-Infrastrukturen, die mit neuen Anforderungen mitwachsen und sich verändernde Bedürfnisse, wachsende Datenmengen usw. anpassen können. Zum anderen braucht es ein flexibles Vorgehen bei der Entwicklung geeigneter Software- bzw. Daten-Produkte, was ein entsprechendes Führungsverhalten erfordert.

Frage: Welche Vorteile haben Unternehmen, die auf Agile Analytics setzen?
Böckmann: Mehr und aktuellere Daten in Echtzeit zu analysieren und damit tragfähigere Entscheidungen zu treffen. Hinzu kommt, dass man Entwicklungen früher erkennt und so mehr Möglichkeiten hat, den Eintritt unerwünschter Ereignisse zu vermeiden bzw. rechtzeitig gegenzusteuern, bevor sie eintreten.
Eine hohe Bedeutung für mittelständische und große Unternehmen hat das Forecasting. Studien zufolge verbringen Führungskräfte im Controlling heute noch rund 40 Prozent ihrer Zeit mit manuellem Forecasting, ohne jedoch zu treffsicheren, d.h. soliden Werten zu kommen. Die Genauigkeit einzelner Planpositionen liegt oft um die 50 Prozent und ist nicht viel besser als ein „Blick in die Glaskugel“.
Mit Hilfe von Predictive Analytics lässt sich die Exaktheit auf 70 bis 90 Prozent erhöhen. Das automatisierte Forecasting kann man „auf Knopfdruck“ innerhalb von Minuten oder wenigen Stunden durchführen und regelmäßig, nicht nur einmal pro Jahr, aktualisieren. Unternehmen bestätigen, dass sie damit nicht nur viel Zeit einsparen, sondern sich auch die operative Steuerung deutlich verbessert.
In meinem Buch nenne ich weitere Beispiele für höhere Wettbewerbsfähigkeit, fundiertere Entscheidungen und spürbar erhöhte Leistungsfähigkeit, die Unternehmen dank Business Analytics erreicht haben.
Frage: Vielen Dank für das Interview.

Das Buch „Agile Analytics. Wie Unternehmen Daten für bessere Entscheidungen und Leistungen nutzen“ (Haufe Verlag 2023, ISBN 978-3-648-16435-8) ist im Buchhandel bestellbar (https://www.amazon.de/Agile-Analytics-Unternehmen-Entscheidungen-Leistungen/dp/364816435X/).

Dirk Böckmann ist Gründer und Geschäftsführer der Beat2Lead GmbH. Seit über 20 Jahren berät er Mittelständler und Global Player im Bereich des Performance Managements und der Nutzung fortgeschrittener Analytics-Technologien.

Die Beat2 Lead GmbH (Geschäftsführer: Dirk Böckmann) berät seit über 20 Jahren Mittelständler und Global Player im Bereich des Performance Managements und der Nutzung fortgeschrittener Analytics-Technologien.

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