Tag Kreditversicherung

Studie zum Welthandel

Das Tauziehen um Waren geht bis Mitte 2022 weiter – Europa im Nachteil

Studie zum Welthandel

Acredia-Vorständin Gudrun Meierschitz (Bildquelle: Acredia/M. Draper)

> Aktueller Einbruch beim Welthandel nur temporär; für 2021 und 2022 Wachstum des Handelsvolumens von 8,3 % bzw. 5,4 % erwartet
> Volatilität bleibt: Flaschenhals China bremst den Welthandel immer wieder zeitweise aus
> Lieferengpässe: USA weiterhin am längeren Hebel; Europa im Nachteil – insbesondere bei Halbleitern
> Haushaltsgeräte, Unterhaltungselektronik, Automobilbranche und Maschinen sowie Anlagen sind am stärksten von Vorleistungsengpässen betroffen
> Normalisierung in Sicht: Konsum-Boom hält an, Lieferengpässe und Schiffskapazitäten entspannen sich schrittweise

Wien, 9. Dezember 2021 – Konsum-Boom trifft auf Lieferengpässe. So lässt sich die aktuelle Situation im Welthandel kurz zusammenfassen. Auch Lieferkettenunterbrechungen, die Inflation und die vielerorts rollende vierte Coronawelle sind zu diesem „Date“ geladen – eine spannungsgeladene Beziehungskonstellation, nicht nur im wichtigen Weihnachtsgeschäft. Bis mindestens Sommer 2022 dürfte diese Volatilität die neue Norm sein. Zu diesem Schluss kommt die neue Welthandelsstudie von Österreichs führender Kreditversicherung, Acredia, in Zusammenarbeit mit Euler Hermes.

+ Erholung in Sicht: aktueller Einbruch nur temporär
Der Einbruch beim weltweiten Handel mit Waren im 3. Quartal 2021 (-1,1 % beim Volumen im Vergleich zum Vorquartal) im Zuge der vielerorts rollenden vierten Coronawelle dürfte allerdings vorübergehend sein. Schon im 4. Quartal sollte sich der weltweite Warenhandel mit +0,8 % zum Vorquartal leicht erholen.

Insgesamt legt der Welthandel 2021 beim Volumen der gehandelten Waren und Dienstleistungen um voraussichtlich rund 8 % im Vergleich zum Vorjahr zu, beim Wert sogar um +18 %. Gründe für die starke Wertsteigerung sind, neben Lieferengpässen, die hohen Frachtkosten in der Schifffahrt und der starke US-Dollar (USD). In den kommenden zwei Jahren dürfte sich das weltweite Handelsvolumen mit +5,4 % im Jahr 2022 und +4 % im Jahr 2023 sukzessive auf Vorkrisenniveau einpendeln. Auch die Entwicklung beim Wert der gehandelten Waren normalisiert sich in den kommenden zwei Jahren (2022: +7,2 %; 2023: +5,7 %).

+ Volatilität bleibt: Flaschenhals China bremst den Welthandel immer wieder aus
„Die Volatilität bleibt auch im kommenden Jahr an der Tagesordnung“, unterstreicht Acredia-Vorständin Gudrun Meierschitz. „Wir schätzen, dass aktuell rund 4 % der weltweit gehandelten Waren durch Engpässe in der Schifffahrt feststecken. Das Tauziehen um Waren dürfte bis mindestens Sommer 2022 weitergehen. Die USA sitzen dabei weiterhin am längeren Hebel und Europa muss sich hinten anstellen. China bleibt dabei der Flaschenhals aufgrund der Null-Covid-Politik sowie einer starken Volatilität bei der Nachfrage und Transportkapazitäten im Zuge des Chinesischen Neujahrs.“

+ Abhängiges Europa im Epizentrum der Engpässe
Europa ist im Vergleich zu den USA wesentlich stärker von Zwischenerzeugnissen abhängig. Auch die Abhängigkeit von China ist insgesamt groß: Die Acredia-Expert*innen gehen davon aus, dass ein Rückgang der EU-Importe aus China um 10 % einen Rückgang der Produktion im Metallsektor um mehr als -6 %, im Automobilsektor (einschließlich Transportausrüstung) um mehr als -3 % und im Computer- und Elektroniksektor um mehr als -1 % zur Folge hätte.

Europa hinkt außerdem sowohl bei Produktionskapazitäten im verarbeitenden Gewerbe als auch bei Investitionen in die Hafeninfrastruktur hinterher. Deshalb könnte sich die vollständige Normalisierung der Engpässe in Europa über das Jahr 2022 hinaus verzögern, wenn die Nachfrage weiterhin über dem Potenzial bleibt, was laut Studie aktuell das wahrscheinlichste Szenario ist.

Haushaltsgeräte, Unterhaltungselektronik, Automobilbranche sowie Maschinen und Anlagen sind am stärksten von Vorleistungsengpässen betroffen, insbesondere bei Halbleitern. Gleichzeitig gehören der Energie- und Elektroniksektor sowie Maschinen und Anlagen aufgrund der hohen Nachfrage aber auch zu den Exportgewinnern von 2021. 2022 dürften sie ebenfalls ein starkes Exportwachstum verzeichnen. 2023 dürften dann insbesondere die Autobauer und -zulieferer nach langer Durststrecke wieder zu den Exportgewinnern zählen.

+ Mangelware: mehr Halbleiter als vor der Krise – für Asien und die USA
„Unternehmen konnten ihre Halbleiter-Bestände zuletzt etwas aufstocken, aber sie bleiben trotzdem weiterhin Mangelware“, sagt Gudrun Meierschitz. „Taiwan ist der weltweit größte Produzent von Halbleitern und hat zuletzt Produktionskapazitäten deutlich ausgebaut. Diese liegen durchschnittlich jetzt sogar höher als vor der Pandemie. Die größten Kontingente haben sich allerdings Asien und die USA gesichert. Europa hatte im Vergleich das Nachsehen.“

+ Drei Faktoren beeinflussen die sukzessive Normalisierung des Welthandels
„Es ist Land in Sicht beim Kampf gegen Lieferengpässe und Lieferkettenunterbrechungen“, sagt Meierschitz. „Es zeichnet sich eine deutliche Entspannung bei den zahlreichen Ungleichgewichten und Verschiebungen im Welthandel ab. Dabei spielen drei wichtige Faktoren eine Rolle: Konsum, Lagerbestände und Produktionskapazitäten sowie Schiffskapazitäten.“

+ Rückkehr zu „Just in Time“-Lagerhaltung
Der Konsum boomt und er dürfte seinen Höhenflug fortsetzen und somit weiterhin für eine hohe Nachfrage sorgen. Die Lager sind in den meisten Branchen ebenfalls wieder auf Vorkrisenniveau gefüllt. Selbst bei Halbleitern dürfte sich die Lage nach und nach entspannen.
„Die meisten Unternehmen werden allein wegen der Kosteneffizienz schrittweise zur „Just in time“-Lagerhaltung zurückkehren. „Just in case“ und Hamstern sind auf Dauer schlicht zu teuer“, sagt Meierschitz.

+ Frachtraten: es bleibt auch 2022 teuer
„Frachtraten haben im September 2021 ein Rekordhoch erreicht und lagen sechs bis sieben Mal höher als vor der Pandemie“, sagt Meierschitz. „2022 bleiben sie voraussichtlich auf hohem Niveau, dürften aber ab dem 4. Quartal 2021 langsam nachgeben.“

Erhöhte Schiffskapazitäten alleine reichen dabei allerdings nicht aus. Auch die Hafeninfrastruktur spielt eine wichtige Rolle. Da zeichnen sich mit dem staatlichen Investitionsprogramm in Höhe von 17 Milliarden USD vor allem in den USA Verbesserungen ab. In Europa gibt es hingegen keine groß angelegten Pläne für Infrastrukturinvestitionen. Aufgrund der großen Abhängigkeit europäischer Unternehmen von Zwischenerzeugnissen aus dem Ausland, insbesondere aus Asien, bleibt hier langfristig ein erhöhtes Risiko für Schocks in der Versorgungskette.

+ Häfen von Österreichs wichtigstem Exportpartner, Deutschland, nur noch „Durchschnitt“
„Deutsche Häfen haben in den letzten Jahren bei der Qualität der Hafeninfrastruktur deutlich an Boden verloren“, sagt Meierschitz. „Sie erreichten zuletzt nur noch den Durchschnittswert der Industrienationen. Die Niederlande, Belgien und die USA haben hingegen ihre Positionen ausgebaut. Investitionen sind deshalb gerade für Deutschland als führende Export- und Industrienation in Europa ein wichtiger Aspekt bei der Stabilisierung von Lieferketten.“

Acredia ist mit einem Marktanteil von über 50 % und einem Gesamtobligo von 27,1 Milliarden Euro Österreichs führende Kreditversicherung und schützt offene Forderungen im In- und Ausland.
Acredia steht im Eigentum einer Managementholding – 49 % hält die Euler Hermes AG, Hamburg und 51 % die Oesterreichische Kontrollbank AG, Wien. Der Umsatz der Acredia-Gruppe beträgt insgesamt 79,7 Millionen Euro. Acredia ist Mitglied der Informations- und Dialogplattform „Unternehmen Zukunft“: Zeitgemäßes Arbeiten sowie Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind zentrale Themen, die in der Unternehmensidentität fest verankert sind. www.acredia.at

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Aktuelle Insolvenzprognose

Österreich befindet sich 2021 weiterhin deutlich unter dem Vorjahr, Großinsolvenzen blieben bisher aus, nationale und globale Trendwende wird erst für 2022 erwartet

Aktuelle Insolvenzprognose

Acredia-Vorständin Gudrun Meierschitz (Bildquelle: Acredia/M. Draper)

> Weltweite Insolvenzen steigen 2022 um voraussichtlich 15 % an – von sehr niedrigem Niveau ausgehend
> Keine Trendwende für 2021 in Sicht: weiterer Rückgang der globalen Insolvenzen um 6 % erwartet
> Österreich: Minus 45,1 % bei den Gesamtinsolvenzen gegenüber 2020, massiver Rückgang der Verbindlichkeiten aufgrund ausgebliebener Großinsolvenzen
> Starker Rückgang bei Baugewerbe, Dienstleistungssektor, Gastronomie und Tourismus
> Prognose für 2022: Anstieg der nationalen Firmenpleiten auf 4 500 bis 5 000 Fälle

Wien, 6. Oktober 2021 – Es zeichnet sich bei den globalen Insolvenzen weiterhin ein Wechsel aus Licht und Schatten ab: 2022 dürften die weltweiten Insolvenzen allmählich auf das Ausmaß von vor der Pandemie zurückkehren – allerdings in einem langsamen Tempo, angepasst an die Rücknahme der umfangreichen staatlichen Unterstützungsmaßnahmen. Trotz eines erwarteten Anstiegs von rund 15 % dürften die globalen Fallzahlen 2022 im Durchschnitt weiterhin 4 % niedriger liegen als 2019 – vor der Pandemie. Dennoch kehren insbesondere Exportrisiken stärker zurück als bisher.

2020 lag der Rückgang bei den weltweiten Pleiten bei 12 % und auch im laufenden Jahr zeichnet sich ein weiterer Rückgang um rund 6 % ab, so die jüngste Insolvenzstudie von Österreichs führender Kreditversicherung Acredia in Zusammenarbeit mit Euler Hermes.

„Die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen haben ihr Ziel erreicht, möglichst viele Insolvenzen zu verhindern“, sagt Acredia-Vorständin Gudrun Meierschitz. „In Westeuropa haben die Maßnahmen jede zweite Pleite verhindert, in den USA jede dritte. Für heuer zeichnet sich keine Trendwende ab: Die Verlängerung zahlreicher Programme wird die Insolvenzen im Jahr 2021 auf einem weiterhin niedrigen Niveau halten. Wie es weitergeht, hängt maßgeblich davon ab, wie die Regierungen in den kommenden Monaten handeln. Erst ab 2022 dürfte sich das weltweite Insolvenzgeschehen wieder schrittweise normalisieren.“

+ Österreich verzeichnet um fast die Hälfte weniger Insolvenzen als 2020
„Österreich verzeichnet ein Minus von 45,1 % bei den Gesamtinsolvenzen gegenüber 2020. Das entspricht rund 1 000 Fällen gegenüber 1 927 Fällen im Vorjahr. Die Insolvenzverbindlichkeiten sind ebenfalls stark gesunken – von 1,744 Millionen Euro in 2020 auf 365 Millionen Euro in 2021. Das liegt daran, dass es keine Großinsolvenzen gibt“, so Meierschitz und ergänzt: „Wir erwarten keine Insolvenzschockwelle für den Rest des Jahres 2021, aber einen leichten wöchentlichen Anstieg ab Herbst mit einer Rückkehr zum Vorkrisen-Niveau. Diesen Trend bestätigen die Zahlen seit Juli 2021 nach Auslaufen der staatlichen Förderungen. Mit Jahresende erwarten wir in etwa die gleiche Fallzahl wie 2020, also rund 3 000 Insolvenzfälle in Österreich.“ Einen starken Rückgang bei den Fällen gab es im Bau- und Baunebengewerbe, dem Dienstleistungssektor sowie Gastronomie und Tourismus.
Für 2022 prognostiziert Acredia einen Anstieg der Firmenpleiten in Österreich auf 4 500 bis 5 000 Fälle.

+ Deutschland: 2022 erstmals wieder leichter Anstieg erwartet
In Deutschland kündigt sich für 2021 zunächst ein weiterer Rückgang von 5 % bei den Insolvenzen auf rund 15 000 Fälle an: Vor der Pandemie waren es 2019 noch 18 749 Fälle; 2020 sind diese dann im Zuge der staatlichen Hilfsprogramme um 16 % auf 15 840 Fälle gesunken.

„2022 dürften aber auch hier die Pleiten wieder um rund 9 % auf etwa 16 300 Fälle zunehmen. Die relativ gute Ausgangslage, eines der größten staatlichen Unterstützungsprogramme und die wieder anziehende Weltwirtschaft haben deutschen Unternehmen eine gute Startposition verschafft, um sich auf die neue Normalität einzustellen“, erläutert Gudrun Meierschitz die Situation von Österreichs wichtigstem Exportmarkt.

+ Regionale Unterschiede: In einigen Ländern steigen die Insolvenzen 2021 gegen den Trend
Die Entwicklung ist global sehr unterschiedlich: Während in den meisten Ländern 2021 die Pleiten weiter – zum Teil deutlich – rückläufig sein dürften, gibt es auch einige Länder, bei denen die Fallzahlen bereits 2021 gegen den globalen Trend steigen dürften. Dabei gibt auch die unterjährige Entwicklung Aufschluss über mögliche regionale Hot-Spots.

So steigen Insolvenzen in Westeuropa 2021 voraussichtlich in Italien (+47 %), Spanien (+30 %), Großbritannien (+10 %), Luxemburg und der Schweiz (je +4 %) sowie in Belgien (+3 %). In Osteuropa verzeichnen insbesondere Polen (+62 %), Ungarn (+20 %), Rumänien (+8 %) und Bulgarien (+5 %) steigende Fallzahlen ebenso wie in Asien: Hongkong (+24 %), Indien (+13 %), Taiwan (+10 %). In Afrika dürften Marokko (+48 %) und Südafrika (+8 %) den stärksten Anstieg sehen und in Südamerika sind Kolumbien (+12 %) und Brasilien (+6 %) besonders betroffen.

+ Fünf Indikatoren bestimmen die weitere Insolvenzentwicklung
Die neue Normalität bei den Insolvenzen birgt in allen Regionen weiterhin zahlreiche Risiken, die Unternehmen im Auge behalten sollten. Das Zusammenspiel von (1) globaler und lokaler wirtschaftlicher Entwicklung und (2) staatlicher Unterstützung spielt bei der Entwicklung der Insolvenzen eine entscheidende Rolle. Hinzu kommt (3) das weiterhin bestehende Ausfallrisiko von Unternehmen, die bereits vor Covid-19 zu den Wackelkandidaten oder „Zombies“ zählten. Zudem hat (4) die verschlechterte Finanzlage mancher Unternehmen das Problem der Schuldentragfähigkeit verschärft. Die rasche Erholung der Unternehmensgründungen ist zwar einerseits eine positive Nachricht, die aber auch eine Kehrseite der Medaille hat: (5) Junge Unternehmen sind traditionell anfälliger für Insolvenzen. Zudem vergrößert diese Entwicklung die Basis für potenzielle Insolvenzen insbesondere in Bereichen, in denen die Gründung von Unternehmen in hohem Maße mit in der Pandemie neu entstandenen Bedürfnissen zusammenhängt wie zum Beispiel Hauszustellungen, deren langfristige Tragfähigkeit jedoch unsicher ist.

Hier finden Sie die vollständige Studie (https://www.acredia.at/fileadmin/04_news-presse/01_meldungen/2021-10-Insolvenzupdate/Allianz-Research-Insolvenzanalyse-Oktober-2021.pdf) (Englisch).

Acredia ist mit einem Marktanteil von über 50 % und einem Gesamtobligo von 27,1 Milliarden Euro Österreichs führende Kreditversicherung und schützt offene Forderungen im In- und Ausland.
Acredia steht im Eigentum einer Managementholding – 49 % hält die Euler Hermes AG, Hamburg und 51 % die Oesterreichische Kontrollbank AG, Wien. Der Umsatz der Acredia-Gruppe beträgt insgesamt 79,7 Millionen Euro. Acredia ist Mitglied der Informations- und Dialogplattform „Unternehmen Zukunft“: Zeitgemäßes Arbeiten sowie Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind zentrale Themen, die in der Unternehmensidentität fest verankert sind. www.acredia.at

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Aktuelle Studie: Umsatzplus im Lebensmittel-Einzelhandel

Studie Lebensmittel-Einzelhandel in Europa: Umsatzwachstum im österreichischen Lebensmittel-Einzelhandel deutlich über europäischem Durchschnitt; E-Commerce Marktvolumen steigt um 12,3 Prozent

Aktuelle Studie: Umsatzplus im Lebensmittel-Einzelhandel

Acredia-Expertin Marina Machan (Bildquelle: Acredia/M. Draper)

> Krisengewinner: Umsatzplus im Lebensmittel-Einzelhandel von 5,3 % in Europa und +10,1 % in Österreich im Jahr 2020, Trend auch in 2021 anhaltend
> Aber: Online-Handel drückt auf die Margen
> E-Commerce Marktvolumen für Lebensmittelhandel stieg in Österreich 2020 um 12,3 % an, bis 2025 wird sich der Umsatz mehr als verdoppeln
> Beliebteste Lebensmittel im Online-Versand in Österreich sind Kaffee und Tee
> Neue Verbrauchergewohnheiten und Marktteilnehmer wirbeln Branche durcheinander – durchdachte E-Commerce-Strategie gefragt, passende Partnerschaften hilfreich

Wien, 4. Oktober 2021 – Die europäischen, österreichischen und deutschen Lebensmittel-Einzelhändler gehören mit einem satten Umsatzplus im Jahr 2020 von 5,3 % in Europa , 10,1 % in Österreich und 7,9 % in Deutschland zu den Profiteuren der Covid-19-Pandemie. Allerdings hinterlässt der zunehmende Anteil des Onlinehandels auch nachhaltig Spuren bei den Margen. Die Pandemie hat den Übergang zum elektronischen Handel in Europa um vier bis fünf Jahre beschleunigt, insbesondere im Lebensmitteleinzelhandel: In den fünf wichtigsten Märkten liegt der E-Commerce-Anteil jetzt zwischen 3 % (Deutschland, Spanien) und 11 % (Großbritannien) des Lebensmittelumsatzes. Österreich verzeichnet mit nur 2,5% (168 Mio. EUR) aktuell ein noch sehr geringes E-Commerce Marktvolumen für den Lebensmittelhandel. Zu diesem Schluss kommt die aktuelle Studie zum europäischen Lebensmittel-Einzelhandel von Österreichs führender Kreditversicherung Acredia in Zusammenarbeit mit Euler Hermes.

+ Krisengewinner Lebensmitteleinzelhandel: Umsatzplus mit bitterem Beigeschmack durch E-Commerce
„Der Lebensmitteleinzelhandel gehört ganz eindeutig zu den Krisengewinnern“, sagt Acredia Expertin Marina Machan. „Mehr Mahlzeiten zu Hause und der florierende Verkauf von Haushalts- und Körperpflegeprodukten haben zu einem satten Umsatzplus in ganz Europa geführt. Doch die Zunahme beim Onlinehandel drückt auf die Margen und hinterlässt einen bitteren digitalen Beigeschmack.“

Im Corona-Jahr 2020 stieg laut dem Nielsen LEH Umsatzbarometer 2020 (https://retailreport.at/lebensmittelhandel-wuchs-um-217-mrd-euro)der Umsatz des Lebensmitteleinzelhandels in Österreich um 2,17 Mrd. EUR. Das ist ein Zuwachs von 10,1 % auf ein Volumen von ca.23,74 Mrd. EUR gegenüber 2019.
Die Rewe-Gruppe hat im Jahr 2020 trotz eines Umsatzplus die Marktführerschaft an Spar verloren. Der Marktanteil von Spar stieg durch überproportionales Wachstum auf 34,6 %, der Marktanteil von Rewe sank auf 33,3 %. Bei den Diskontern führt Hofer unverändert vor Lidl. Spar gewann 1,8 %-Punkte, Hofer/Lidl verloren 0,5 %-Punkte, Rewe verlor 0,9 %-Punkte. Insgesamt beherrschen diese vier Marktteilnehmer fast 90 % des Lebensmitteleinzelhandels in Österreich .
Diese positive Entwicklung beim Umsatz setzt sich auch 2021 fort, wenngleich mit der schrittweisen Wiedereröffnung von Bars und Restaurants etwas langsamer. Im ersten Halbjahr 2021 verzeichneten die europäischen Lebensmittel-Einzelhändler +2,4 % mehr Umsätze. Im gleichen Zeitraum ist die Nutzung des elektronischen Handels für Lebensmittel in Europa sprunghaft angestiegen – und das dürfte sich fortsetzen.

+ Online-Trend: 13,6 Mrd. EUR Umsatz und bis zu 1,9 Mrd. EUR Gewinn in Gefahr
„Die Verbrauchergewohnheiten haben sich durch die Pandemie nachhaltig geändert“, betont Branchenexpertin Marina Machan. „Diese Entwicklung lässt sich nicht einfach zurückdrehen und stellt den Handel vor große Herausforderungen – auch im Lebensmitteleinzelhandel. Wir schätzen, dass jedes Prozent der Lebensmittelverkäufe, das sich ins Internet verschiebt, 13,6 Mrd. EUR Umsatz und im schlimmsten Fall bis zu 1,9 Mrd. EUR Gewinn gefährdet – das sind 4 % des Gesamtgewinns in den europäischen Top-5-Märkten. In einer Branche wohlgemerkt, die nicht gerade für üppige Margen bekannt ist.“

In Österreich ist die Durchdringung des E-Commerce im Lebensmittel-Einzelhandel im europäischen Vergleich mit 2,5 % relativ niedrig. Das liegt an verschiedenen Faktoren wie z.B. der schnellen Verderblichkeit vieler Produkte, den schwierigen Versandbedingungen für frische Ware und einer hohen Dichte an Supermärkten im städtischen Bereich. Die beliebtesten Artikel im online Versand sind Kaffee und Tee. Das Volumen stieg in 2020 aber immerhin um 12,3 % auf 168 Mio. EUR (gegenüber 149 Mio. EUR in 2020). Bis 2025 erwartet man sich noch ein weiteres Wachstum um ca. 33 % auf 224 Mio. EUR .
In Frankreich und Großbritannien ist die Bedrohung also deutlich größer. Dennoch bestehen auch in Österreich und Deutschland Risiken:

„Aufgrund des langsameren Ausbaus von Online-Angeboten, wirken sich die negative Margen im E-Commerce bisher weniger stark aus, als in anderen europäischen Märkten mit einer höheren Durchdringung“, sagt Machan.
Die zunehmende Verlagerung des Handels mit Lebensmitteln ins Internet stellt die etablierten Einzelhandelsunternehmen in ganz Europa vor zwei große Herausforderungen: neue Formen des Wettbewerbs und Druck auf die Rentabilität.

+ Wettbewerbsverschiebung: neue Gewohnheiten, Player und Trends
Die Verschiebung in Richtung E-Commerce wirbelt den Wettbewerb kräftig durcheinander. Einerseits bietet dies den Einzelhändlern die Chance, durch einen stärkeren Fokus auf Bequemlichkeit und Service Marktanteile zu gewinnen. Andererseits laufen Unternehmen, die sich dem digitalen Wandel nur langsam oder zögerlich stellen, Gefahr, Marktanteile zu verlieren.

+ Die Online-Falle: Boom mit derzeit größtenteils negativen Margen
Die Entwicklung stellt allerdings auch eine große Gefahr für die Rentabilität dar: Der Online-Verkauf von Lebensmitteln ist – unabhängig von der Art der Zustellung (Click-and-Collect oder Lieferung) – mit Verlusten verbunden. Die Kosten steigen, da ein Teil der Dienstleistungswertschöpfungskette (in der Regel Kommissionierung, Kasse und Lieferung) vom Kunden an den Einzelhändler zurückverlagert wird, während die damit verbundenen Kosten nicht vollständig durch die Dienstleistungsentgelte kompensiert werden können.

+ E-Commerce-Strategie: Wer setzt auf welches Pferd?
„Das ist ein Weckruf für die Branche“, sagt Machan. „Diese doppelte Bedrohung von Marktanteilen und Gewinnen könnte die Einzelhändler dazu veranlassen, ihren E-Commerce-Aktivitäten einen höheren Stellenwert auf ihrer strategischen Agenda einzuräumen. Beispielsweise durch Investitionen in digitale Kapazitäten, die eine höhere Effizienz ermöglichen, mit dem Ziel, beim Gewinn mit dem stationären Einzelhandel gleichzuziehen. Sowie: Partnerschaften – mit neuen Playern, die voll auf digitale Modelle setzen. Die Unternehmen müssen sich mit den neuen Trends intensiv beschäftigen und jetzt überlegen, auf welches Pferd sie für den digitalen Wandel setzen wollen, um weiter im Rennen zu bleiben.“

Hier finden Sie die deutsche Kurz-Zusammenfassung (https://www.eulerhermes.de/wissen/wirtschafts-news/europaeischer-einzelhandel-nachgeschmack-covid-19.html)der Studie.
Hier finden Sie die vollständige Studie (https://www.acredia.at/fileadmin/04_news-presse/01_meldungen/2021-10-Lebensmittelhandel/European_food_retailers.pdf)(Englisch).

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1) Analysiert wurden die 5 wichtigsten Märkte in Europa: Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien; diese werden der Einfachheit halber im Pressetext mit „Europa“ bezeichnet.
2) Quelle: Nielsen LEH-Umsatzbarometer 2020
3) Unter der Annahme einer durchschnittlichen EBIT-Marge von 3,7 % für den Lebensmitteleinzelhandel in Europa (gewichteter Durchschnitt des Sektors im Jahr 2020) geht die Euler Hermes Studie davon aus, dass jedes Prozent der Lebensmittelverkäufe, das künftig online getätigt wird, einen Gewinn von mindestens 500 Mio. EUR bedroht – wenn die Margen im Online-Lebensmittelhandel bei null lägen, was allerdings optimistisch ist. Bei einer Marge von -5% wären es 1,2 Mrd. EUR, und im schlimmsten Fall (EBIT-Marge von -10%) könnten die Gewinneinbußen auf bis zu 1,9 Mrd. EUR ansteigen.
4) Quelle: Statista Research Department

Acredia ist mit einem Marktanteil von über 50 % und einem Gesamtobligo von 27,1 Milliarden Euro Österreichs führende Kreditversicherung und schützt offene Forderungen im In- und Ausland.
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Aktuelle Studie: Autopreise könnten europaweit 3 – 6 Prozent steigen

Aktuelle Studie: Autopreise könnten europaweit 3 - 6 Prozent steigen

Gudrun Meierschitz, Acredia-Vorständin (Bildquelle: Acredia/M. Draper)

> Halbleiter-Knappheit führt zu Preissetzungsmacht der Automobilhersteller
> Angebot und Nachfrage klaffen auseinander, Normalisierung erst im 1. Halbjahr 2022 erwartet
> Preise könnten europaweit 3 bis 6 % zulegen, in Deutschland sogar 4 bis über 10 %

Die europäischen Autobauer könnten in den kommenden Monaten deutlich an der Preisschraube drehen. Grund dafür: die noch nie dagewesene und sich verschärfende Materialknappheit, insbesondere bei Halbleitern. Dies führt zu einem Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage im europäischen Automobilsektor, das bis zum ersten Halbjahr 2022 anhalten könnte. Damit bietet sich den Automobilherstellern eine einmalige Gelegenheit, die Preise nach fast 20 Jahren anzuheben und ihre Margen deutlich zu verbessern. Zu diesem Schluss kommt die aktuelle Studie von Österreichs führender Kreditversicherung Acredia und Euler Hermes.

„Die europäischen und deutschen Autobauer sitzen durch die Chip-Knappheit aktuell am längeren Hebel“, sagt Acredia-Vorständin Gudrun Meierschitz. „Drei bis sechs Prozent Preissteigerung sind europaweit deshalb aktuell möglich, zumindest bis sich der Ausnahmezustand bei den Halbleitern wieder normalisiert. Dieser dürfte allerdings noch bis ins erste Halbjahr 2022 hinein andauern.“ In Deutschland könnte die Preissteigerung sogar vier bis über zehn Prozent betragen.

Die Automobilbranche profitiert bereits von der steigenden Nachfrage nach der großen Wiedereröffnung nach dem Lockdown in zahlreichen Ländern. Die Neuzulassungen in Europa stiegen im ersten Halbjahr 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um +25,2 Prozent auf fast 5,4 Millionen Pkw (+1,354 Millionen Einheiten).

+ Die Branche gibt wieder Gas – und muss dringend Weichen für die Zukunft stellen
„Der Nachhol-Boom ist im vollen Gange und die Branche gibt wieder Gas“, so Meierschitz. „Zwar längst noch nicht auf Vorkrisenniveau, aber mit deutlich zweistelligen Zuwachsraten bei den Neuzulassungen in allen wichtigen europäischen Märkten, insbesondere in Italien (+51 %) und Spanien (+34 %). Diese Erholung sowie die steigende Preissetzungsmacht ist für die gesamte Branche ein Hoffnungsschimmer für die baldige Rückkehr in eine neue Normalität. Das ist auch für die Zulieferer ein wichtiges Signal. Die Branche muss jetzt allerdings auch dringend über den Tellerrand hinausschauen und wichtige Weichen stellen, um beim Thema Nachhaltigkeit und alternative Antriebstechniken nicht weiter ins Hintertreffen zu geraten. Engpässe in der Lieferkette sind nur ein Beispiel für eine neue Realität, deren Komplexität weiter zunehmen wird. Unternehmen müssen sich daher bewusst machen, welche Risiken und auch Chancen hieraus erwachsen“, unterstreicht Meierschitz.

Hier finden Sie die vollständige Studie (Englisch): „Chip shortages to boost carmakers“ pricing power in Europe“ (https://www.acredia.at/fileadmin/04_news-presse/01_meldungen/2021-Autopreise-steigen/Impact-of-shortages-on-car-prices.pdf).

Wien, 11. August 2021

Acredia ist mit einem Marktanteil von über 50 % und einem Gesamtobligo von 27,1 Milliarden Euro Österreichs führende Kreditversicherung und schützt offene Forderungen im In- und Ausland.
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