Lichtblicke in schwierigen Zeiten: „Zusammenarbeit ist von höchstem Nutzen“

Blechumformer erarbeiten auf IBU-Mitgliedertagen 2025 Zukunftsstrategien

Lichtblicke in schwierigen Zeiten: "Zusammenarbeit ist von höchstem Nutzen"

Rund 100 Blechumformer reisten zu den IBU-Mitgliedertagen nach Sachsen

HAGEN – 08. April 2025. Leipzig war im März für zwei Tage Dreh- und Angelpunkt der deutschen Blechumformer. Rund 100 Branchenvertreter reisten zu den IBU-Mitgliedertagen nach Sachsen. Ihnen allen brennt die Frage auf den Nägeln: „Wie kommen wir wieder nach vorn, wie machen wir unsere Unternehmen zukunftsfit?“ Antworten, Einschätzungen und Motivation lieferten Referenten, Themengruppen und Unternehmensbesuche bei Porsche, BMW und dem Flughafen Leipzig-Halle. Und natürlich der Dialog mit anderen Branchenvertretern. „Zusammenarbeit ist von höchstem Nutzen“, unterstrichen viele Teilnehmer.

Wie stellen sich Unternehmen auf ständig wechselnde Marktbedingungen ein?

„Unsere meist mittelständischen Mitglieder spüren die aktuellen Belastungen in nie gekanntem Ausmaß. Kostendruck bestimmt ihren Alltag“, weiß IBU-Geschäftsführer Bernhard Jacobs. „Sie sind aber auch stark, zukunftsorientiert, kooperationsbereit. Und ergreifen Chancen, die Perspektiven bieten.“ Das unterstreicht auch IBU-Präsident Ulrich Flatken. In der Themengruppe „Zukunft der blechumformenden Industrie“ erarbeiteten die Teilnehmer Zukunftsstrategien. Dabei ging es u.a. um die Frage, wie sich Unternehmen auf sich stetig ändernden Marktbedingungen einstellen können. Und ob die Branche mehr internationale Aufstellung braucht.

Podiumsdiskussion: Von der fehlenden Nachfrage bis zum Mindestlohn

Drängende Fragen bestimmten auch die Podiumsdiskussion, u. a ging es darum, wie mittelständische Unternehmen die schwache Nachfrage am Heimatmarkt kompensieren können. Kopfschmerzen bereitet vielen auch die Anhebung des Mindestlohns beziehungsweise der Abstand zum Tariflohn. Zu erwarten ist, dass andere Mitarbeiter ebenfalls Erhöhungen fordern – das würde die angespannte Lage für Unternehmen weiter verschärfen. „Viel wichtiger wäre eine Senkung der Abgaben, damit beim Mitarbeiter mehr Netto vom Brutto bleibt“, kritisiert Ulrich Flatken.

Gedankenfutter zur Zukunftsfähigkeit

Referent Jakob Ledermann, Senior Consultant bei Philoneos, motivierte seine Zuhörer mit dem Impulsvortrag „Gedankenfutter zur Zukunftsfähigkeit“, das eigene Geschäftsmodell kritisch zu hinterfragen: „Welche Faktoren könnten uns in den nächsten fünf Jahren gefährden? Wie würden wir selbst unser Geschäftsmodell zerstören, wenn wir unser eigener disruptiver Wettbewerber wären? Großen Zuspruch fand auch der Impulsvortrag „Entwicklungstendenzen im Automobilbau“ von Matthias Kratzsch. Er ist seit 2024 CEO der Hirschvogel Holding und war zuvor lange in der Automobilentwicklung aktiv. Viele Blechumformer sind Automotive-Zulieferer – entsprechend groß ist ihr Interesse an den Trends der Kundenseite.

Der IBU in Hagen vertritt als Bundesverband circa 240 Mitgliedsunternehmen der blechumformenden Industrie und deren Zulieferer. Diese überwiegend aus mittelständischen Familienunternehmen bestehende Branche wird durch eine industrielle Fertigung für marktmächtige Kunden geprägt. Das Umsatzvolumen der Branche betrug im Jahr 2023 rund 24,39 Milliarden Euro bei 97.852 Beschäftigten. Die Verbandsmitglieder sind mehrheitlich Zulieferer der Automobil- und Elektronikindustrie, des Maschinen- und Anlagenbaus, der Möbel- und Bauindustrie sowie der Medizintechnik.

Fotos: Industrieverband Blechumformung (IBU) – Abdruck honorarfrei – bitte nur mit Quellenangabe

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Abgehängt: 17 von 21 Industriestaaten vor Deutschland

Standort Deutschland ist
– zu teuer: Energiekosten, Steuern, Regulierungslasten
– zu einseitig: wenig Beachtung des Mittelstands, keine Technologieoffenheit
– zu bürokratisch: Vorgaben lähmen Industrie
– zu langsam: Investitionsvorhaben und Re

Abgehängt: 17 von 21 Industriestaaten vor Deutschland

IBU-Geschäftsführer Bernhard Jacobs fordert die Politik auf, den Mittelstand am Standort zu halten

HAGEN -09. Feb. 2023. Rang 18 von 21 – der Industriestandort Deutschland abgehängt unter „ferner liefen“. Das Ranking des Forschungsinstituts ZEW alarmiert, seit 2020 hat Deutschland wieder vier Plätze verloren. „Unsere Politik macht den Industriestandort zu teuer, zu langsam, zu bürokratisch. Und ist oft einseitig auf Datenschutz und vermeintliche Rechtskonformität ausgelegt“, kritisiert Bernhard Jacobs, Geschäftsführer des Industrieverbandes Blechumformung (IBU). Gemeinsam mit dem Industrieverband Massivumformung (IMU), dem Deutschen Schraubenverband (DSV) und dem Verband der Deutschen Federindustrie (VDFI) fordert der IBU für mittelständische Unternehmen bessere Bedingungen, um international wettbewerbsfähig zu sein. Nur so könne der Industriestandort Deutschland wieder attraktiver und produktiver werden.

Zu teuer
Energie-, Arbeits- und Regulierungskosten sowie Steuern schnüren der Industrie die Luft ab. Bei Strom- und Gaspreisen, Steuerlast, unternehmerischen Pflichten und Löhnen liegt Deutschland vorn. „Wandern die damit benachteiligten Industrieunternehmen ab, sinkt die Qualität in den Lieferketten“, warnt IMU-Geschäftsführer Tobias Hain. „Deshalb muss die Politik die Unternehmen jetzt am Standort halten. Alle Unternehmen!“

Zu einseitig
Das erfordert allerdings eine mittelstandsorientierte Industriestrategie. Denn der Mittelstand – tragende Basis der Industrie – spielt in Berlin neben der Konzernwelt nur eine Nebenrolle. „Bei der Transformation vermissen wir Ressourcenbewusstsein und Technologieoffenheit“, bedauert DSV-Geschäftsführer Hans Führlbeck. Dieses Ungleichgewicht zeige sich auch bei den EU-Politikfeldern, kritisiert Michael Hagedorn, Geschäftsführer des VDFI. „Die Kommission gibt Ziele vor, die faktisch nicht zu erreichen oder administrierbar sind.“

Zu bürokratisch
Bürokratische Prozesse verkomplizieren zudem Investitionsvorhaben und lähmen. Auch bei Förderleistungen. Jüngstes Beispiel ist die Energiepreisbremse – Hürden und Auflagen versperren energieintensiv produzierenden Unternehmen den Weg zur Hilfe. Hain: „Man will alles superkorrekt und klagefest regeln, anstatt schnell und praxisnah zu unterstützen.“ „Konzerne und internationale Unternehmen verlagern und investieren kaum noch in Deutschland, wenn es Standortalternativen gibt. Unsere Bürokratiedichte ist ein Standortkiller“, ergänzt Führlbeck.

Zu langsam
Öffentliche Investitionen erfolgen im Schneckentempo. Die Infrastruktur verfällt, Reformen ziehen sich. Marode Brücken, Schienen und Gleise, mangelnde Digitalisierung in Verwaltungen, überkommene Steuersysteme, dümpelnde Bildungsinfrastrukturen – die Liste ist lang. „Wir weisen Politiker immer wieder auf die drastischen Folgen für den produzierenden Mittelstand hin. Und werden das weiter tun, damit sich endlich etwas bewegt am Industriestandort Deutschland“, betont Bernhard Jacobs.
Text 2.826 Z. inkl. Leerz.

Der IBU in Hagen vertritt als Bundesverband circa 240 Mitgliedsunternehmen der blechumformenden Industrie und deren Zulieferer. Diese überwiegend aus mittelständischen Familienunternehmen bestehende Branche wird durch eine industrielle Fertigung für marktmächtige Kunden geprägt. Das Umsatzvolumen der Branche betrug im Jahr 2019 rund 20,49 Milliarden Euro. Die Verbandsmitglieder sind mehrheitlich Zulieferer der Automobil- und Elektronikindustrie, des Maschinen- und Anlagenbaus, der Möbel- und Bauindustrie sowie der Medizintechnik.

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IBU-Umfrage: Bei fast jedem zweiten Unternehmen ist ab Januar die Stromversorgung unkalkulierbar

– Bei über 50 Prozent laufen Stromverträge im Dezember aus – neue sind nicht in Sicht
– Industrie braucht schnelle Anschlussverträge mit klaren Preisobergrenzen
– Ohne Energieversorgung wird Deindustrialisierung in Deutschland voranschreiten

IBU-Umfrage: Bei fast jedem zweiten Unternehmen ist ab Januar die Stromversorgung unkalkulierbar

IBU-GF Bernhard Jacobs: „Wir brauchen eine sichere Energieversorgung zu akzeptablen Preisen“

Hagen, 13. Okt. 2022. Laut einer aktuellen Umfrage des Industrieverbandes Blechumformung (IBU) laufen bei über 50 Prozent der Unternehmen Ende Dezember die Stromverträge aus. Neue für 2023 sind nicht in Sicht. IBU-Geschäftsführer Bernhard Jacobs: „Die Regierung muss schnellstmöglich für Anschlussregelungen mit klaren Preisobergrenzen sorgen. Viele Zulieferer fahren bereits im Rückwärtsgang, ohne politischen Anschub bleibt der ohnehin stotternde Industriemotor Deutschland stehen.“ An der aktuellen Umfrage beteiligten sich über 100 Mitgliedsunternehmen des IBU.

67 Prozent sehen ihre Existenz bereits gefährdet
67 Prozent der befragten Unternehmen der blechumformenden Industrie sehen aufgrund der Preise für Energie und anderer Kostensteigerungen ihre Existenz gefährdet: „Die Liquidität nimmt stark ab, der Cashflow ist nahezu aufgebraucht, wir brauchen Zwischenfinanzierungen.“ Dazu greift die Angst um die Stromversorgung 2023 um sich: Nur die Hälfte der Befragten kennt Notfallplanungen in den Lieferketten, die Karte „Energiesparmaßnahmen“ haben über 80 Prozent längst gezogen. Ohne mittelfristige Versorgungsvereinbarung bleibt nur der Spotmarkt mit oft unkalkulierbaren Preisen. Und der Strom ist nicht das einzige Problem: Gut 65 Prozent der Unternehmen haben auch noch keine Gasverträge fürs nächste Jahr.

Ohne bezahlbare Energieversorgung droht Deindustrialisierung
„Wir brauchen eine sichere Energieversorgung zu akzeptablen Preisen. Die Politik muss jetzt sehr schnell konkret werden. Sonst treibt sie immer mehr Unternehmen, die international wettbewerbsfähig sein müssen, ins energiegünstigere Ausland“, fürchtet Bernhard Jacobs. Das würde die „Deindustrialisierung in Deutschland“ mit allen negativen Konsequenzen vorantreiben. Jacobs: „Es ist im Interesse der gesamten Gesellschaft, den Industriestandort Deutschland zu erhalten.“Text 1.825 Z. inkl. Leer.

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Stahlpreis: Schluss mit den Safeguards auf Einfuhren – kostentreibende Maßnahmen sind nicht WTO-konform

– EU-Kommission hat Gefahr für EU-Stahlproduzenten nicht nachgewiesen
– Entscheidende Bedingungen für Schutzmaßnahme fehlen
– Neue Stellungnahme von IBU und FVK: „Nicht nachbessern, sondern abschaffen“

Stahlpreis: Schluss mit den Safeguards auf Einfuhren - kostentreibende Maßnahmen sind nicht WTO-konform

IBU-Geschäftsführer Bernhard Jacobs

HAGEN – 22. Sept. 2022. „Die Safeguards sind nicht WTO-konform, das ist nun bestätigt. Die EU-Kommission hätte die Maßnahmen zum Schutz der EU-Stahlhersteller 2019 gar nicht endgültig einführen dürfen, deshalb muss sie diese jetzt stoppen.“ So der Industrieverband Blechumformung (IBU) und die Fachvereinigung Kaltwalzwerke (FVK) in einer aktuellen Stellungnahme, adressiert an Brüssel. Die Industrievertreter wehren sich gegen die jüngste Absichtserklärung der EU, bei den Safeguards „nachbessern“ zu wollen. IBU-Geschäftsführer Bernhard Jacobs: „Deren massive Mängel sind nicht durch nachträgliches Einbringen von Informationen „heilbar“.“ Für Stahl und Metall verarbeitende Zulieferer sind die Safeguards, die Vormaterialeinfuhren aus Drittländern verteuern, zusätzliche Kostentreiber.

Keine Importflut aus nichteuropäischen Ländern
Sie sollen europäische Stahlhersteller vor erhöhten Importen schützen – ausgelöst u. a. durch handelsbeschränkende US-Maßnahmen. Diese Bedrohung sei nicht nachgewiesen, befand die WTO nach einer neuen Untersuchung im Mai aufgrund einer Beschwerde aus der Türkei. FVK-Geschäftsführer Martin Kunkel: „Die WTO bestätigt, dass bei der Einführung 2019 entscheidende Kriterien fehlten: Die EU-Kommission konnte keine Importflut wegen unvorhergesehener Entwicklungen nachweisen. Und auch keine ernsthafte Gefahr für EU-Stahlproduzenten belegen. Damit waren die Schutzmaßnahmen nicht WTO-konform.“ Die Industrieverbände fordern daher, die Safeguards und nachfolgende Verordnungen zur Verlängerung aufzuheben.

Handelsumlenkung Richtung Europa reine Spekulation
Die Industrievertreter hatten die EU-Kommission 2018 während der Schutzmaßnahmenuntersuchungen laufend auf die Fehlinterpretation der Importfakten hingewiesen. „Wir hatten belegt, dass die angebliche Handelsumlenkung von 13 Millionen Tonnen Stahl Richtung Europa auf reiner Spekulation basierte. Der tatsächliche Rückgang der US-Importe betrug nur 61 Prozent des damals angenommenen Wertes“, betont Martin Kunkel. Die Kommission ignorierte die Kritik stets. Erst nach der WTO-Bestätigung hat sie reagiert: Ende August kündigte sie die Wiedereröffnung der Safeguards-Untersuchung und „Anpassungen“ an.

Brüssel muss Lage am EU-Stahlmarkt 2018 neu bewerten
Für die Industrievertreter ist Nachbesserung der falsche Schritt: „Eine Anpassung würde das Ergebnis des wiedereröffneten Verfahrens einseitig vorwegnehmen“, fürchtet Jacobs. Die Verbände wollen, dass die Kommission die Lage am EU-Stahlmarkt 2018 neu bewertet – inklusive aller Einflussfaktoren. „Neben den Einfuhren gehören dazu die Entwicklung des EU-Verbrauchs, der Lagerbestände und -einflüsse, der EU-Erzeugung sowie Rohstoffkosten. Außerdem die Preisrelationen in der EU im Vergleich zu anderen Regionen“, erklärt Kunkel. „Wir gehen davon aus, dass die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Stahlindustrie weder von der Höhe der Importe noch der Gültigkeit handelspolitischer Maßnahmen abhängt.“

Safeguards zusätzliche Belastung für Stahl und Metall verarbeitende Unternehmen
All das spricht für einen Stopp der Safeguards, die die Vormaterialbeschaffung gewaltig belasten. Bernhard Jacobs: „Allein die Mitgliedsunternehmen von IBU und FVK produzieren rund 7,5 Millionen Tonnen Stahlkomponenten jährlich, die insgesamt 5.000 Unternehmen der Stahl- und Metallverarbeitung verbrauchen rund 20 Millionen Tonnen Stahl. Ihnen allen bescheren die Schutzmaßnahmen Kosten, die ihre globale Wettbewerbsfähigkeit stark beeinträchtigen.“Text 3.436 Z. inkl. Leerz.

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Sieben Industrieverbände warnen: Keine Zeit für Hinhaltetaktik: Energiepreise werfen Automobil-Zulieferer aus der Spur

– Fünf vor zwölf: Enorme Kosten bringen mittelständische Unternehmen in akute Gefahr
– Viele Tausende Arbeitsplätze am Standort Deutschland bedroht
– Sieben Industrieverbände fordern: Politik muss mittelständische Industrie stärker berücksichtigen

Sieben Industrieverbände warnen:   Keine Zeit für Hinhaltetaktik: Energiepreise werfen Automobil-Zulieferer aus der Spur

Bernhard Jacobs, GF IBU, warnt vor dem Verlust Tausender Arbeitsplätze

HAGEN – 08. Sept. 2022. Explodierende Energiekosten und mangelnde Kundenkooperation werfen Autozulieferer gerade komplett aus der Spur. Und das aktuelle Entlastungspaket wird es nicht schaffen, Unternehmen wieder auf eine sichere Route zu lenken. „Wir erleben bei unseren meist mittelständischen Mitgliedsunternehmen maximale Unsicherheit. Ohne staatlichen Deckel, ein breiteres Stromangebot und unternehmensorientierte Maßnahmen werden die Energiekosten in Deutschland zum maßgeblichen Standortnachteil. Gleichzeitig brauchen die Mittelständler sofortige Unterstützung durch ihre Kunden“, unterstreichen sieben Verbände in einer gemeinsamen Presseerklärung. Sie kommt von den Industrieverbänden Blechumformung (IBU), Massivumformung (IMU) und Härtetechnik (IHT), den Fachverbänden Pulvermetallurgie (FPM) und Metallwaren- und verwandte Industrien (FMI) sowie dem Verband der Deutschen Federnindustrie (VDFI) und dem Deutschen Schraubenverband (DSV).

„Es ist fünf vor zwölf“ – Energie ist die Grundlage für industrielle Produktion
Ausgangspunkt sind wahnwitzige Energiekosten: Strompreissteigerungen um das 15-Fache des Vorjahres und 1.000-prozentige Gaspreisanstiege katapultieren Zulieferer in ausweglose Lagen. „Es ist fünf vor zwölf“, warnt IBU-Geschäftsführer Bernhard Jacobs. „Wenn der Staat die Energiepreise jetzt nicht deckelt, ruiniert er in kürzester Zeit die Unternehmen und viele Tausende Arbeitsplätze.“ Tobias Hain, IMU-Geschäftsführer, ergänzt: „Wir fordern zur Preisberuhigung eine breit aufgestellte Stromproduktion. Und den Fall der überkommenen Strompreisbildung, des sogenannten Merit-Order-Prinzips. Der Staat muss alle denkbaren Maßnahmen und Regelungen ergreifen und dabei deren langfristige Auswirkungen bedenken.“

Kooperative Geschäftsmodelle haben Zukunft
Mittelständische Unternehmen brauchen jetzt Tempo und dazu die Kooperationsbereitschaft ihrer Kunden. Geschäftsmodelle, die das alleinige Beschaffungsrisiko beim Zulieferer sehen, haben sich überlebt. „Erfolgreiche Automobilisten denken die Zukunft ihrer Zulieferer bereits mit“, weiß FMI-Geschäftsführer Werner Liebmann. „Natürlich verhandelt jedes Zulieferunternehmen selbst mit seinen Kunden. Die Branche wird aber nicht länger der Puffer sein können, der unternehmerische Risiken von Kunden fernhält“, unterstreicht DSV-Geschäftsführer Hans Führlbeck. Konkret bedeutet das: Zahlungsziele, Savings-Rituale und die Verbindlichkeit von Bestelldaten brauchen eine Anpassung an aktuelle Marktverhältnisse.

Transparenz und Konsequenz gefragt
Transparenz und Konsequenz sind für Dirk Hölscheid, Geschäftsführer der Verbände FPM und IHT, Schlüssel zur Problemlösung. Er sieht keine Zeit mehr „zum Taktieren und Auf-Zeit-Spielen. Zulieferer, die ihre Kosten offen und nachvollziehbar darlegen, haben das Recht, von Kunden Fairness, Akzeptanz und schnelles Handeln einzufordern.“

Zulieferer denken über Ausstieg nach – erkennen Autobauer die Gefahr?
Noch erklären liquide Automobilhersteller die Themen Energie- und Logistikkosten zum alleinigen Lieferantenproblem. Sie spielen auf Zeit und bemühen den Begriff „Painsharing“. Ihre Strategie könnte allerdings scheitern: Erste Zulieferer denken über ihren Ausstieg aus der automobilen Lieferkette nach. Bernhard Jacobs (IBU): „Sie suchen nach neuen Geschäftsfeldern und kooperativen Kunden. Weil sie keine Lust mehr auf die alten Verhandlungsrituale haben.“ „Werden ihre Kunden – Automobilhersteller und Systemlieferanten – die daraus folgende Gefahr rechtzeitig erkennen? Oder den Bogen überspannen?“, fragt sich Tobias Hain (IMU). Letzteres würde die Automobilproduktion empfindlich ausbremsen. Bleibt zu hoffen, dass die Autobauer rechtzeitig die Kurve bekommen. Und die Politiker ihre Entscheidungen beschleunigen.
Text 3.712 Z. inkl. Leerz.

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Energiekosten zerren an automobiler und industrieller Lieferkette: Nur Hersteller können ihre Zulieferer retten

– Liquidität dramatisch gesunken: Zulieferer steuern auf tiefrote Zahlen zu
– Fairness gefragt: Verbände fordern Kostenbeteiligung in der Wertschöpfungskette
– Neue Produktionsstopps drohen: Ohne Hilfe werden Schrauben, Blechteile & Co. fehlen

Energiekosten zerren an automobiler und industrieller Lieferkette: Nur Hersteller können ihre Zulieferer retten

IBU-Geschäftsführer Bernhard Jacobs

HAGEN -19. Juli 2022. Energiepreise steigen auf das Zwei-, Drei- oder gar Vierfache. Die Liquidität automobiler und industrieller Zulieferer schrumpft drastisch, rote Zahlen sind in Sicht. Und was machen ihre Kunden am Kopf der Lieferkette? Sie ignorieren die Lage. Und riskieren so fehlende Bauteile und neue Produktionsstopps: Ohne Schrauben, Blechteile & Co. werden die Bänder in der Auto-, Waggon- und Windkraftanlagenproduktion stehen bleiben. Die Rettung haben die Hersteller selbst in der Hand: „Unsere Mitgliedsunternehmen aus der Zuliefererindustrie brauchen faire Gespräche und Kunden, die sich an den Energiepreiserhöhungen beteiligen“, fordern führende Verbände. Der dringende Weckruf kommt von den Industrieverbänden Blechumformung (IBU) und Massivumformung (IMU) sowie dem Deutschen Schraubenverband (DSV).

„Energiekosten müssen Verhandlungsthema werden“
Die Zulieferer verhandeln mit ihren Abnehmern gerade über die mehr als 50-prozentigen Materialkostenanstiege. Parallel dazu erreicht sie der nächste Preisschock in Form erdrückender Energiekosten. „Diese waren bisher kein Verhandlungsthema, müssen es aber dringend werden“, so IBU-Geschäftsführer Bernhard Jacobs. „Die Anstiege – um Faktor zwei bis vier mit Potenzial nach oben – überfordern die gebeutelten Stahl- und Metallverarbeiter hoffnungslos.“

Ohne Unterstützung steuern Zulieferer auf tiefrote Zahlen zu – auch Politik gefordert
Die meisten Zulieferer haben Einsparpotenziale längst ausgereizt, die Abschaffung der EEG-Umlage ist durch gleichzeitige Strompreissteigerungen verpufft. „Kurzfristig wird ihre Liquidität das größte Problem sein. Ohne die Unterstützung aus der Lieferkette steuern die Zulieferer von ihrer knappen einstelligen EBIT-Marge auf tiefrote Zahlen zu“, unterstreicht Jacobs.

Gesprächsbereitschaft und Fairness in der Wertschöpfungskette
Gesprächsbereitschaft und Fairness innerhalb der Wertschöpfungskette sind gefragt. Noch pochen die Kunden der meist mittelständischen Zuliefererindustrie auf bestehende Verträge. Und bezweifeln die von ihren Lieferanten genannten Energiepreiserhöhungen. „Unterschiedliche Laufzeiten und Abschlusszeitpunkte sorgen für unterschiedliche Steigerungen, das wird sich aber bald relativieren. Die massiven Anstiege werden alle Unternehmen treffen – das gibt der Markt vor“, erklärt Hans Führlbeck, Geschäftsführer des Deutschen Schraubenverbandes.

Deutsche Lieferketten in Gefahr: Schnelles und konsequentes Handeln gefordert
Der DSV-Geschäftsführer fordert schnelles, konsequentes Handeln, um energieintensiv produzierte Produkte in Deutschland zu halten. „Wenn Zulieferer auf den Preissteigerungen sitzen bleiben, werden Lieferketten reißen. Und damit für die Automobil- und Industrieproduktion wichtige Produkte aus dem Markt fallen. Das lässt sich nur verhindern, indem wir die Krise fair und gemeinsam bewältigen“, so Führlbeck.

Neuen VDA-Grundsätzen müssen Taten folgen
„Den neuen Grundsätzen des VDA zur Zusammenarbeit zwischen Automobilherstellern und ihren Partnern müssen jetzt Taten folgen“, ergänzt IMU-Geschäftsführer Tobias Hain. „Das Papier beschreibt alles sehr schön. Ohne Umsetzung ist es aber eben nur ein Stück Papier.“ Und auch die Politik sei gefordert: Ein Strompreisdeckel – finanziert durch Sonderabgaben auf die Windfall-Effekte aus dem gaspreisgetriebenen Merit-Order-System – sei notwendig und auch möglich.

Der IBU in Hagen vertritt als Bundesverband circa 240 Mitgliedsunternehmen der blechumformenden Industrie und deren Zulieferer. Diese überwiegend aus mittelständischen Familienunternehmen bestehende Branche wird durch eine industrielle Fertigung für marktmächtige Kunden geprägt. Das Umsatzvolumen der Branche betrug im Jahr 2019 rund 20,49 Milliarden Euro. Die Verbandsmitglieder sind mehrheitlich Zulieferer der Automobil- und Elektronikindustrie, des Maschinen- und Anlagenbaus, der Möbel- und Bauindustrie sowie der Medizintechnik.

Fotos: Industrieverband Blechumformung (IBU) – Abdruck honorarfrei – bitte nur mit Quellenangabe

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„Für den Mittelstand denkt die Politik oft zu kurz …“

Interview mit dem IBU-Vorstandsvorsitzenden und neuen WSM-Vizepräsidenten Ulrich Flatken

"Für den Mittelstand denkt die Politik oft zu kurz ..."

Ulrich Flatken, IBU-Vorstandsvorsitzender, ist seit Mai 2021 auch WSM-Vizepräsident

HAGEN -14. Juli 2021. Ulrich Flatken, Vorstandsvorsitzender des Industrieverbandes Blechumformung (IBU), ist seit wenigen Wochen auch Vizepräsident des Wirtschaftsverbands für Stahl und Metallwaren (WSM). In beiden Funktionen setzt er sich für den Mittelstand ein. Hier ein Interview mit ihm zur Zusammenarbeit mit der Politik, aktuellen Anforderungen und Perspektiven der metallverarbeitenden Unternehmen.

In Ihrer neuen zusätzlichen Funktion als WSM-Vizepräsident sind Sie ein Stück näher an der Politik. Wie groß ist der Abstand zwischen industriellem Mittelstand und politisch Verantwortlichen?
Gefühlt gigantisch – gerade nach Berlin. Die Politik berücksichtigt den Mittelstand kaum. Er ist zwar ein Thema, aber das sind eher Lippenbekenntnisse. Kleine Unternehmen haben eine zu geringe mediale Aufmerksamkeit – das macht sie für Politiker vielfach unbedeutend. Dabei vergessen sie, dass das einzelne mittelständische Unternehmen vielleicht nur 100 Mitarbeiter hat, der Mittelstand insgesamt aber den Großteil der Arbeitsplätze stellt.

Die Politik denkt in diesem Bereich zu kurz …?
Sie denkt Themen öfters nicht zu Ende. Bestes Beispiel ist das Homeoffice. Persönlich bin ich ein Freund von flexiblen Arbeitsmodellen – wenn sie realisierbar sind. Fehlt ein leistungsfähiges Internet, wie etwa vielerorts im Sauerland, wird die Umsetzung schwierig.

Welche Möglichkeit sehen Sie, den Verantwortlichen diese Themen näherzubringen?
Mittelständische Unternehmen sollten mehr mit ihren lokalen Abgeordneten sprechen. Um ein Grundverständnis zu wecken und Problematiken aufzuzeigen. Am Standort haben Unternehmen schon mit 100 oder 200 Arbeitsplätzen gute Chancen, Politiker- und Medieninteresse zu wecken. In dieser unternehmerischen Kommunikation mit der Politik ist noch Luft nach oben. Auch und gerade im Dialog mit politisch Andersdenkenden.

Aktuell belasten Turbulenzen Unternehmen zusätzlich: Zur Pandemie kommt der große Mangel – bei Chips, Stahl etc. Wie können Betroffene damit umgehen?
Für Unternehmen zahlt sich ein langfristiges Beziehungsmanagement zu Lieferanten aus. Wer Vertrauen aufbaut und verlässliches Handeln zeigt, ist in der Beschaffungskrise im Vorteil. Zusätzlich ist Kommunikation erforderlich. Mit Kunden über die Weitergabe von Preissteigerungen, aber auch mit Banken und Lieferanten. Überlebenswichtig aber ist, dass die Politik das Problem an der Wurzel packt: Sie schützt die Stahlindustrie – die Safeguards gehen gerade in die Verlängerung. Entscheidend ist nun, dass dieser geschützte Industriebereich seiner Pflicht nachkommt, die aus dem Schutz erfolgt: eine Marktversorgung zu akzeptablen Preisen. Das fehlt – wir erleben eine dramatische Versorgungssituation und Höchstpreise.

Welche gravierenden Folgen hat der Stahlmangel für Unternehmen?
Die Vorfinanzierung ist bald doppelt so hoch wie normal, bei der Warenkreditversicherung werden die Limits überschritten. Die negativen Begleiteffekte sind enorm. Und es sind weitere Preissteigerungen absehbar, wenn die vielerorts üblichen Halbjahresverträge mit Stahllieferanten jetzt auslaufen. Wir werden mit Insolvenzen als Folge des Stahlpreises rechnen müssen.

Mit der Verlängerung der Safeguards erschwert oder unterbindet die EU Stahlimporte für weitere drei Jahre und erschwert die Beschaffung zusätzlich. Wird Protektionismus auch in Europa „hoffähig“?
Das würde uns als „Exportweltmeister“ sehr schaden. Ein großer Wirtschaftsraum wie China kann es sich eher leisten, Exporte einzuschränken und sich nicht in die Weltwirtschaft zu integrieren. Deutschland funktioniert nur im europäischen Kontext und über weltweite Exporte. Wir müssen global wettbewerbsfähig bleiben – Produkte werden zu teuer, wenn Protektionismus nur noch eine Vormaterialbeschaffung innerhalb der EU erlaubt.
Hinzu kommt, dass die Einfuhrzölle für Stahl, aber nicht für Stahlprodukte gelten. Der außerhalb der EU günstiger produzierende Wettbewerb darf also importieren. Dieser Protektionismus berücksichtigt nicht alle Zusammenhänge. Auch das ist politisch nicht zu Ende gedacht und benachteiligt hiesige Stahlverarbeiter.

Im Rahmen des EU Green Deals sind weitere Handelsbarrieren in Form von Ausgleichszöllen geplant. Können wir ökologische Standards ausbauen, wenn außerhalb Europas niedrigere Standards vorherrschen?
Unsere typisch deutschen Denkansätze – wir müssen besser, schneller, weiter sein – sind problematisch. Hohe Energiekosten, strenge Klimaziele, weitreichende soziale und ethische Fragestellungen, massive Steuerbelastungen – all das gefährdet unsere Wettbewerbsfähigkeit. Weltweit und auch schon innerhalb der EU. Das Thema Energie sehen europäische Länder teilweise anders … Hier muss die deutsche Politik globale, ökologische, ökonomische Folgen, also komplexe Zusammenhänge, berücksichtigen. Sonst geht es uns wie bei vielen Flüssen: Vor 30 Jahren wurden sie begradigt und die Folgen wurden nicht vorhergesehen, nun werden sie renaturiert, um die Folgen der Begradigung wieder rückgängig zu machen.

Hat der Mittelstand überhaupt genügend Substanz und Zeit, um die Herausforderungen -Klimaneutralität, aber auch digitale Transformation, Elektromobilität – anzunehmen?
Für den Mittelstand ist es entscheidend, offen zu sein für Kooperation und Austausch. Der KMU-Bereich muss mit veränderten Rahmenbedingungen umgehen, Problemlösungen andenken und technologische Lösungen anbieten. Ein Vorteil ist seine höhere Anpassungsfähigkeit und Flexibilität. Der Mittelstand ist ideenreich, hat schlankere Strukturen, alle Mitarbeiter dürfen mitdenken – das ist klar ein Asset.

Werden alle mittelständischen Unternehmen den Wandel bewältigen?
Wahrscheinlich nicht jedes, aber das gilt auch für Konzerne. Es ist auch eine Frage des Produktes, der generellen Unternehmensausrichtung etc. – Unternehmen mit wenig Alleinstellungsmerkmalen haben es schwerer.

Die Verbandsstrukturen mit Fach- und Wirtschaftsverbänden und dem Bundesverband der Deutschen Industrie sind tradiert. Arbeitgeberverbände, IHKs und Regionalverbände kommen hinzu. Wie hoch ist die Effizienz der verschiedenen Interessenvertreter?
Die Verbandsproblematik besteht, insbesondere bei übergeordneten Verbänden wie dem BDA, darin, dass sie Unternehmen mit unterschiedlichen Bedürfnissen vertreten. Daraus ergeben sich Konflikte. Große Unternehmen können vielfältige Ressourcen anbieten, die Interessen der Mittelständler gehen eher unter. Das ist schwer zu lösen. Beim WSM sind wir mittelständisch orientiert – das erleichtert ein effizientes Vorgehen.

Wenn Sie nach vorn blicken: Auto verliert – Nischenmärkte gewinnen … Ist das die Zukunft?
Die Frage ist nicht generell zu beantworten. „Individuelle Mobilität“ heißt das Thema der Zukunft. Wir müssen alle Bedürfnisse sehen, nicht nur die der urbanen Bevölkerung. Ähnlich wie beim Homeoffice hat das kleine Dorf im Sauerland andere Anforderungen.

Ganz persönlich: Sie engagieren sich für ein Netzwerk und den Mittelstand. Manchmal eine Sisyphusarbeit gerade auch an der politischen Front. Was soll in der Goldenen Chronologie des IBU in 20 Jahren über Sie stehen?
Das ist noch sehr weit weg. Aktuell freue ich mich einfach, beim IBU in einem Verband aktiv zu sein, der aktive, interessierte Mitglieder hat. Der attraktive Angebote bietet. Und der einen gut besetzten Vorstand hat – mit klaren Meinungen. Dieses engagierte Unternehmertum ist etwas, was ich fördere und was mich fasziniert. Das wird vermutlich auch im Rückblick ein Kernpunkt sein.Text 7.393 Z. inkl. Leerz.

Der IBU in Hagen vertritt als Bundesverband circa 240 Mitgliedsunternehmen der blechumformenden Industrie und deren Zulieferer. Diese überwiegend aus mittelständischen Familienunternehmen bestehende Branche wird durch eine industrielle Fertigung für marktmächtige Kunden geprägt. Das Umsatzvolumen der Branche betrug im Jahr 2019 rund 20,49 Milliarden Euro. Die Verbandsmitglieder sind mehrheitlich Zulieferer der Automobil- und Elektronikindustrie, des Maschinen- und Anlagenbaus, der Möbel- und Bauindustrie sowie der Medizintechnik.

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