Wie viel Vermögen werden Robo-Advisors bis 2020 verwalten?

Robo-Advisors sind digitale Plattformen, die mithilfe der algorithmischen Finanzplanung Informationen sammeln, das Risikoprofil erstellen und den Kunden geeignete Finanzinstrumente empfehlen. In den letzten zehn Jahren haben sich die Robo-Advisors weiterentwickelt und können nun komplexe Aufgaben wie Altersvorsorge, Budgetplanung, Steueroptimierung und Investitionsauswahl bewältigen. Diese Algorithmen des maschinellen Lernens können große Datenmengen analysieren und letztendlich die Betriebskosten senken. In der Schweiz ist das Fintech-Startup Selma aktiv, die traditionelle Vermögensverwaltung zu verändern.

Ein Roboter ist heute in der Lage, eine Arbeit auszuführen, die bisher den Einsatz von Tausenden von Menschen erforderte. Es ist klar, warum Robo-Advisors auf dem Markt an Bedeutung gewinnen. Aber wie viel genau werden sie in den nächsten Jahren an Assets unter ihrem Management haben? So verwaltet beispielsweise Wealthsimple, der führende Robo-Berater in Kanada, derzeit ein Vermögen von 4 Milliarden Dollar für über 120.000 Kunden aus aller Welt.

Welchen Wert werden die verwalteten Vermögenswerte bis 2020 voraussichtlich erreichen?

Bereits im Dezember 2014 schätzt Corporate Insight, dass Robo-Advisory Vermögenswerte in Höhe von 19 Milliarden US-Dollar verwaltet, 21 % mehr als im Juli desselben Jahres. Die Deloitte-Analyse zeigt, dass der Markt für Robo-Advisors in den Vereinigten Staaten Ende 2016 bei rund 100 Milliarden Dollar lag. Nach Schätzungen der Europäischen Bankaufsichtsbehörde werden Robo-Advisors bis 2020 voraussichtlich 450 Milliarden US-Dollar verwalten. Tatsächlich hat die Branche ein so unglaubliches Wachstum erlebt, dass Robo-Advisory bis zum Jahr 2025 Vermögenswerte im Wert von 5 Billionen bis 7 Billionen Dollar allein in den USA verwalten könnte, schätzt Deloitte. Dies wird 10-14 % des gesamten Vermögensverwaltungsmarktes in den USA ausmachen.

Deutsche Partnerschaften

Deutschland ist ein weiteres Land, in dem Robo-Advisors schon ziemlich weit gekommen sind. Obwohl erst vor vier Jahren das erste Roboter-Beratungsunternehmen gegründet wurde, zeigen einige der Großbanken Interesse an einer Partnerschaft mit solchen Unternehmen. So hat sich die Deutsche Bank beispielsweise mit Fincite zusammengetan, um die Plattform für Lösungen zur Risikobewertung zu nutzen. Zuerst nehmen die Kunden an einer Umfrage teil und dann empfiehlt die Fincite-Plattform (Robo-advisory 1.0) die am besten geeigneten Anlagelösungen. Darüber hinaus haben Online-Broker wie Consors Bank und DAB Bank eine Partnerschaft mit Ginmon geschlossen, die als Robo-Advisor 3.0 eingestuft ist. Neben der Abgabe von Empfehlungen an die Kunden kann Ginmon auf Wunsch auch ihre Vermögenswerte neu zuweisen.

Die Millennials und die Generation X werden zu den Hauptzielen der Vermögensverwalter. Diese neuen Generationen erfordern auch eine Verschiebung der Dienstleistungen, die diese Unternehmen erbringen. Deutsche Investoren scheinen digitale Inhalte und Technologien zu mögen, sodass sie auch Robo-Beratungsunternehmen und dem Versprechen kostengünstiger, anspruchsvoller Anlagelösungen leicht vertrauen können. Dies ist einer der Hauptgründe, warum die Partnerschaft in Deutschland bereits gesichert ist. Die größte deutsche Roboter-Beratungsplattform ist Scalable Capital mit einem verwalteten Vermögen von rund 125 Millionen Euro.

Großbritanniens größte Anbieter

Scalable Capital verfügt auch über eine Lizenz für den Betrieb in Großbritannien. Der größte Robo-Berater Großbritanniens ist jedoch Nutmeg. Der Markt im Vereinigten Königreich ist ähnlich wie in den Vereinigten Staaten, wobei die Unternehmen über die zweitweit fortschrittlichste Robo-Beratungskapazität der Welt verfügen. In den letzten Jahren ist Nutmeg so schnell gewachsen, dass es heute 1,7 Milliarden Pfund für über 70.000 Kunden verwaltet. Kunden, die ihre Dienste in Anspruch nehmen möchten, müssen einen Online-Fragebogen ausfüllen und abschicken. Dann bestimmt der Robo-Berater, wie viel Risiko er bereit ist zu übernehmen und baut ein Portfolio von Finanzanlagen wie Anleihen, Aktien und anderen Instrumenten auf. Auch Moneyfarm, das 2011 gegründet wurde, wächst stetig. Dies waren der erste Roboterberater, der bereits 2016 einen physischen Shop eröffnete. Das Unternehmen verzichtet jedoch darauf, die von ihr verwalteten Vermögenswerte anzugeben.

Hohes Marktpotenzial in Skandinavien

Alleine der finnische Vermögensverwaltungsmarkt hat ein Volumen von mehr als 100 Milliarden Euro und wird von Danske, Nordea und OP-Banken dominiert. Diese drei Banken halten mehr als 70 % der Marktanteile, sodass ihr verwaltetes Gesamtvermögen mehr als 70 Milliarden Euro beträgt. Die meisten finnischen Bürger vertrauen ein oder zwei Institutionen, um ihr Vermögen zu verwalten. Es wird erwartet, dass drei Akteure den Markt dominieren, und das haben die Banken durch Cross-Selling-Produkte über einen langen Zeitraum vorangetrieben.

Der finnische Robo-Advisory-Markt ist heute praktisch nicht vorhanden. Robo-Advisors versuchen, in den Markt einzudringen und einen Platz für sich selbst zu finden, indem sie sich auf den Einzelhandels- und Massenmarkt konzentrieren, der aufgrund seines geringen Vermögens nicht wirklich Vermögensverwalter interessiert. Ihr Hauptziel ist es, einen stabilen Kundenstamm aufzubauen, der an billigeren und transparenteren Investitionen interessiert ist, als das, was bereits auf dem Markt verfügbar ist. Das Problem ist, dass sie groß genug werden müssen, um den Betrieb zu gewährleisten. Dies könnte eine schwierige Aufgabe sein, da es in den letzten 10 Jahren keine Veränderungen auf dem finnischen Markt gegeben hat. FinTech Robo-Advisors werden es schwer haben, diesen Markt zu stören, insbesondere ohne Markenbekanntheit.

Zusammenschlüsse, Übernahmen oder eigene Entwicklung?

Ein mögliches Szenario ist, dass Old-School-Vermögensmanager entscheiden, ob es Zeit für einen Wechsel ist und sich mit einem Fintech zusammenschließen oder eine eigene Plattform bauen. Die Partnerschaft mit einem bereits bestehenden Robo-Advisor ist schneller als die Entwicklung einer eigenen Lösung, obwohl sie den Vorteil hätte, diese an ihre Bedürfnisse anpassen zu können. Gleiches gilt für größere Banken: Kaufen sie ein Fintech-Start-up, arbeiten sie mit einem Partner zusammen oder entwickeln sie selbst? Eines ist sicher, der Markt für Robo-Advisors wächst schnell und alle Marktteilnehmer müssen es berücksichtigen – niemand kann seinen Auswirkungen widerstehen.